1) Sucht die Einsamkeit, ihr Sinnen
Seele, sei zum Dank bereit!
Denn es weicht ein Tag von hinnen
in das Meer der Ewigkeit,
um nicht wiederum zu kommen,
hat sein Schöpfer ihn genommen!
Darum ruft dir zu die Nacht,
hast du alles wohl vollbracht?
2) Hast mit Beten du begonnen
seiner Stunden frühen Lauf?
Blicktest du zum Herrn der Sonnen
gläubig, als ein Christ hinauf?
Warst du Schwachen eine Stütze,
gütig deinem Nächsten nütze,
war nicht lässig deine Hand,
auszustreun für's ew'ge Land?
3) Hast der Hoffart du gesteuert,
welcher Pfad bringt sichern Fall,
hieltest du, was du beteuert,
deinem Herrn im ew'gen All?
Fühlst du Reue nicht für Taten,
da du übel dich beraten,
wandelte dein rascher Fuß
nicht zu sündigem Genuss?
4) Du, der Herzen kann ergründen,
dem das Dunkel ist wie Licht,
finden wirst du manche Sünden,
die ich kann beherrschen nicht!
Ja, ich weiß, dir schwor ich Treue,
doch in Tränen bitt'rer Reue
stand ich auch wie Petrus da,
als ihm die Versuchung nah!
5) Dennoch darf ich nicht erbeben,
auch mir glänzt ein Gnadenschein,
der mir lächelt vom Vergeben
in des Lebens Nacht hinein.
Freudig such ich meine Kissen,
denn die Ruhe im Gewissen
ist es, die den Schlaf mir krönt,
weil ich bin mit Gott versöhnt!
6) Steige drum getrost hernieder
zu der Erde, dunkle Nacht,
schweigend decke dein Gefieder
auf des Sommers Farbenpracht!
Sterne kommt, mit mir zu loben
unsern Schöpfer, hoch dort oben,
bis ich drüben einst erwacht,
wo kein Tag und keine Nacht!