1) Stimme Lobelieder an,
Tochter, auf dem Zions-Hügeln,
denn dein König naht heran,
der dich wie auf Adlersflügeln
hat getragen allezeit,
will sich nun mit dir verbinden.
Auf, leg ab das Kleid der Sünden,
ziehe an das Hochzeitskleid.
2) Dieser, der die ganze Welt
und was drinnen, hat erschaffen,
hat bei dir sich eingestellt
ohne Rosse, ohne Waffen,
ohne ein geschmücktes Heer
der stolzierenden Trabanten,
dem doch sonst zu Diensten standen
erde, Feuer, Luft und Meer.
3) Denn die große Herrlichkeit
will er jetzt verborgen wissen.
Nun ist die bestimmte Zeit,
drum kann er nicht länger missen
Zion, seine werte Braut,
die auf den gebahnten Straßen
kommt, den Bräut'gam zu umfassen,
der sie ihm hat anvertraut.
4) Palmen sind hier ausgestreut,
die auf nichts als Frieden deuten,
ja, man sieht vor Niedrigkeit
ihn auf einem Füllen reiten,
dass er nicht durch große Pracht
seine Königin erschrecke,
die doch unter solcher Decke
sein verborgner Glanz anlacht.
5) Als ihn Moses Angesicht
nur von hinten nachgesehen,
konnt er ohne Hülle nicht
vor der Menschen Augen stehen.
was für große Herrlichkeit,
was für ungemeines Glänzen
muss nun nicht den Ort bekränzen,
den er sich zum Sitz bereit't?
6) Eben mit dergleichen Pracht
wird er kommen aufgezogen,
wenn der Jüngste Tag erwacht,
da er auf dem Regenbogen
sitzen, und mit großem Preis
unter der Trompeten Blasen,
unter derer Blitzen rasen
richten wird den Erdenkreis.
7) Darum, Zion, säume nicht,
deinen König zu empfangen,
eh er kommt zum Weltgericht,
brenn in brünstigem Verlangen,
ach, empfang ihn in der Zeit
der dir angepriesnen Gnaden,
sonst möchtst du zu deinem Schaden
schauen seine Herrlichkeit.