1) Stille Ruhe, sanfter Schlummer
wieget mich und meinen Kummer
nur fein bald uns selig ein!
Eilt, ihr Stunden meiner Tage,
doch ihr müsst auch meiner Plage
zu der Flucht behilflich sein.
2) Hoffnung, ach, du leere Tugend!
Die mich von der ersten Jugend
vielmals schon so schön betört.
Dein so scheinbares Betrügen
kann den weiter nicht vergnügen,
der, wie ich, nichts mehr begehrt.
3) Wenn mir niemand was will borgen,
so erspar ich mir die Sorgen,
die das Widergeben macht.
Die gewaltigen Intressen
haben manchen schon gefressen,
und an' Bettelstab gebracht.
4) Hab ich lebend nichts zu hoffen,
steht mir doch der Himmel offen,
der mein tiefes Glück erhöht.
Hab ich hier nichts zu verlassen,
kann ich mich auch leichter fassen,
wenn der Abzug vor sich geht.
5) Fehlt mir gleich bei meinem Sterben
der Tumult erfreuter Erden,
desto stiller schlaf ich ein.
Wenn ich nur dereinst im Grabe
Raum für meine Leiche habe,
soll nur dies mein Reichtum sein.
6) Streckt euch nun, ihr müden Glieder!
In dem nahen Sarge nieder!
Schlummert bis die Nacht vorbei!
Fahret wohl! ihr bangen Stunden!
Mein Last ist abgebunden,
nunmehr leb ich ewig frei.