Still, wie der Wehmut Feier    

1) Still, wie der Wehmut Feier
um ein geliebtes Grab,
sinkt schon im Nebelschleier
die kühle Nacht herab.
Das Lied der Nachtigallen
beseelt noch die Natur
und Balsamtränen fallen
erquickend auf die Flur.

2) Im ungewissen Scheine
des bleichen Mondes wallt
Erinnrung durch die Haine,
wie eine Traumgestalt.
Gleich Psychen trägt sie Flügel,
ihr Auge birgt ein Flor.
Sie hält den Zauberspiegel
verschwundner Zeit mir vor.

3) O, möchte kühl und labend,
wie der verstummte Hain,
und still, wie dieser Abend,
mein Lebensabend sein.
Kein drohendes Gerippe,
mir nehm ein Genius
das Leben von der Lippe
mit einem sanften Kuss.

4) Wie Westgesäusel walle
ein Seufzer durch die Luft,
und eine Träne falle,
wie Tau, auf meine Gruft.
Wie Sternenschein, bestrahle
den unvergessnen Pfad
zum moosbedeckten Mahle
noch eine gute Tat!

Text:
Melodie: Befiehl du deine Wege