Sinket sacht zur Erd herab die Nacht    

1) Sinket sacht zur Erd' herab die Nacht,
dich verhüllend, was dem Blick gefallen
von des Tages farbenreicher Pracht,
Öd' und leer erscheint die Welt uns allen.
Unser Angesicht
banget es da nicht
nach des freudenreichen Lichtes Wallen?

2) Mehr noch bangt uns, wenn uns alle Pracht
sonn'ger Lebensfreude hingeschwunden,
durch des Jammers tränenfeuchte Nacht
auch kein Strahl mehr dringt in dunkle Stunden.
Es erliegt das Herz
heißem Sehnsuchtsschmerz
und der bittre Gram hält uns umwunden.

3) "Hüter, Hüter, ist die Nacht schier hin?
Soll der Seele Dunkel ewig währen?"
rufen wir mit angsterfülltem Sinn
und es fließen unsre heißen Zähren.
und der Herr, er spricht:
"Glaub und zage nicht;
wenn Ich will, wird sich das Dunkel klären!

4) Ich, der All-Erhalter, der mit Tau
auch das allerkleinste Blümlein tränket,
dass es fröhlich blühe auf der Au,
der dem Würmlein Lebenswonne schenket,
nie versäum' ich Dich,
bauest du auf mich,
deinen Gott, der auch dein Leben lenket.

5) Weiß du nicht, dass Ich die Liebe bin?
Das Geringste nimmer könnt' verlassen?
Gib dein Herz nur mir zu eigen hin!
Mag des Lebens Farbenpracht erblassen,
fürchte doch Dich nicht!
Ich selbst bin dein Licht!
Suche meine Strahlen zu erfallen!"

6) Ew'ges Licht! Vergib, vergib den Wahn,
dass ich nicht nach Deinem heil'gen Willen
fröhlich ging des Lebens dunkle Bahn,
nur bedacht ihn freudig zu erfüllen!
Harrend in Geduld,
bis mir Deine Huld
meines Herzens Sehnen möge stillen.

7) Mache Du getreu mich bis zum Tod,
dann magst Du auf dunklen Pfad mich schicken.
Bleiche nimmer, schönes Morgenrot!
Lass die Seele sich an Dir erquicken!
Dir will ich vertraun,
ewig nach Dir schaun,
darf ich nur von ferne Dich erblicken.

Text:
Melodie: Unbekannt