1) Sieh, der Mond ist aufgegangen!
Wie besänftigt wundersüß.
Meiner Seele heißes Bangen
sein erbarmendes Gottgrüß!
2) Hell und heller wird's allmählich
drüben schon am Waldessaum,
als umspiel' ein Lächeln selig
die Natur in holdem Traum.
3) Der Platanen lange Schatten
fließen in der Dämmrung klar
auf die taubeglänzten Matten,
wie im Schlaf gelöstes Haar.
4) Nun wallt süßer Klarheit Fülle
auch zu mir mit sanftem Schein,
nimmt von mir die dunkle Hülle,
dringt mir tief ins Herz hinein.
5) Und wie sich im milden Lichte
trüber Nebel Zug verklärt,
wird die Sorge zum Gedichte,
die ich in der Brust genährt.
6) In mein tiefinnerst' Leben blicke,
du ernste, wundertät'ge Nacht,
die oftmals schon mir vom Geschicke
getreue Botschaft hat gebracht!
7) Das Erden-Elend schläft im Herzen,
zur Ruh' gehetzt vom Tageslauf,
und meine großen, heil'gen Schmerzen
blühn in der stillen Seele auf.
8) Schirmt meinen Geist, ihr Himmelssterne
dass, wenn gemeiner Sorgen Qual
ihn niedereugt, er nie verlerne,
zu deuten euern reinen Strahl!