1) Sie steigt empor, die holde Frühlingssonne,
erweckt den Wintertod zur Lebenswonne,
und treibt mit ihrem gluterhöhten Lauf
zur Blüt' und Frucht die Knospen all' hinauf.
2) Heil mir, so blüht aus kalten Winterschatten,
die meinen Geist beschränkt, umdüstert hatten,
ein ew'ger Frühling prächtig schön herauf,
und meines Daseins Knospen brechen auf!
3) Ich seh jetzt der Erkenntnis zarte Sprossen
in raue, feste Hüllen eingeschlossen.
Von ferne flimmert mir ein dämmernd' Licht.
Heil mir, die Knospe meines Wissens bricht!
4) Ich wünsche, ganz dem Ewigen zu leben,
mit jedem Atemzug ihn zu erheben,
zu sehn, zu sehn, der Gottheit Angesicht.
Heil mir, die Knospe meiner Wünsche bricht!
5) Ach, meiner ird'schen Hoffnungen so viele
entsinken ihrem nächsten, schönsten Ziele.
Mit banger Furcht kämpft meine Zuversicht.
Heil mir, die Knospe meiner Hoffnung bricht!
6) Noch Knospe ist mein Glück, sind meine Freuden,
die mancher scharfe Dorn verborgner Leiden,
verwundend für mein zartes Herz, umflicht.
Heil mir, die Knospe meiner Freude bricht!
7) Nur Knospe ist mein ganzes Erdenleben,
zwar auch mit schönen Blüten oft umgeben.
Doch reife Früchte sieht mein Auge nicht.
Heil mir, des ganzes Lebens Knospe bricht!