1) Sichre Seele, schläfst du noch?
Ach, erwach und merke doch,
in was Not und Kummer
dich gebracht hat deine Sünd',
und nicht länger schlummer.
Wach auf, du Sündenkind!
2) Wie? Wenn dir dein Stündlein käm'
und der Würger dich hin nähm
aus dem Lebenslande,
weil dir noch so lieb die Sünd'
und die alte Schande?
Wach auf, du Sündenkind!
3) Sieh herum in dieser Welt,
die dir gar zu wohl gefällt
in dem Sündenreigen.
Wie die Zeichen kommen sind,
die das Ende zeigen.
Wach auf, du Sündenkind!
4) Schonet Gott der Kirchen nicht,
dass Er ihre Spitzen bricht,
die nicht missgehandelt:
was will wirken deine Sünd',
in der du gewandelt?
Wach auf, du Sündenkind!
5) Ach, die Axt ist schon gewetzt
und den Bäumen angesetzt,
die nicht grünen wollen
und die nicht mehr fruchtbar sind,
dass sie brennen sollen.
Wach auf, du Sündenkind!
6) So ist auch der Höllenglut
und die schwarze Schwefelflut
denen längst bereitet,
die des Satans eigen sind
und von ihm verleitet.
Wach auf, du Sündenkind!
7) Willst du diesem Feu'r entgehn
und die Flammen nimmer sehn,
noch darinnen braten,
so zieh bald heraus den Fuß,
das steht dir zu raten,
und tue rechtschaffne Buß.
8) Heut ist noch der Gnadentag,
da man sich bekehren mag
und das Heil erlangen.
Drum zieh bald zurück den Fuß
von dem, was begangen
und tue rechtschaffne Buß.
9) Sei auch klug und hüte dich,
dass du niemand ärgerlich
werdest, und im gleichen
wehre christlich deinem Fuß
weiter abzuweichen:
das ist rechtschaffne Buß.
10) Solche Buß und ihre Frucht,
als Gottseligkeit und Zucht,
kann die Strafe wenden.
Drum bewahre deinen Fuß
aller Ort- und Enden:
so g'fällt Gott deine Buß.