1) Seele, werde munter,
da ein neues Wunder
deine Sinnen rührt:
lass dein süßes Schlafen
dich nicht abwärts raffen,
wo man Klagen spürt:
schwing dich an
zur Sternenbahn,
da der Himmel dich erneuet
und in Gott erfreut.
2) Sieh in deine Kammer,
was für Hezensjammer
tut sich da herfür!
Finsternis und Schatten
ganz verschlossen hatten
deiner Hoffnungs Tür:
dem Verstand
war nichts bekannt,
dein Herz lag im Tod vergraben
leer von Himmelsgaben.
3) Sündennacht und Greuel,
Todesfurcht und Scheuel
hielten dich in Zwang.
Ärgernis der Zeiten,
Hass von bösen Leuten
machten dir oft bang.
Wohl und Glück
verfiel zurück.
Deines Trostes Quell verseigte,
Sinn und Mut sich beugte.
4) Lauter dunkle Sternen
sahest du von fernen,
Rauch und Nebeldampf.
Keine sichren Tritte
dein Erzittern litte,
stets warst du im Kampf.
Doch nun bricht
dein edles Licht
aus in helle Freudenstrahlen,
neue Lust zu zahlen.
5) Ein Prinz aller Thronen,
dem die Erdenkronen
zu Gebote stehn,
kommt mit Macht und Ehren
deinem Leid zu wehren
und dir beizustehn.
Diese Sonn'
bringt Freud' und Wonn',
machet hell, was Nacht und trübe,
warm, was kalt von Liebe.
6) Großes Licht der Gnaden,
wenn ich bin beladen
von der Finsternis.
So lass mich dein Blicken
inniglich erquicken,
mach mein Weinen süß.
Scheine hell,
wenn Flut und Well'
mir die Hoffnungs-Sonne rauben,
Höll' und Abgrund schnauben.
7) Großes Licht der Liebe
deiner Wirkung Triebe
flöße in mich ein.
Schmelz um meine Sinnen,
dich lieb zu gewinnen,
ohne Furcht und Pein!
Flamm in mir, o Himmelszier,
Gott und Menschen ohn' Betrüben
recht in dir zu lieben.
8) Großes Licht im Hoffen,
durch dich steht mir offen
selbst das Paradies.
Öffne deine Schätze,
dass mein Geist sich letze
an dem Engelsüß,
das kein Mann
g'nug rühmen kann
und zum Zweck uns bleibt erkoren,
da du Mensch geboren.
9) Großes Licht im Wissen,
ich bin zwar befliessen,
zu erkennen dich.
Noch treibt oft ein Schatten
der Vernunft mich Matten
wieder hinter sich.
Zeig die Spur,
die von Natur
keine Kunst noch kluges Sinnen
richtig kann gewinnen.
10) Großes Licht der Erden,
du willst Mittler werden
zwischen Gott und mir.
Ach, so gönne Segen
deiner Ankunft wegen,
dass ich Frieden spür.
Alsdenn soll
mein Herze voll
von so viel Wunderdingen
dir ein Danklied singen.