1) Seele, lass das Eitle liegen,
binde Last und Flügel auf,
lass die Sinnen aufwärts fliegen,
hemme nicht den Andachtslauf.
Lass sie doch ihr Ziel erreichen
und das harte Herz erweichen.
2) Der zerschlagne Jesus rufet,
der Verspeite sieht dich an.
Den der Väter Wunsch gehoffet,
tritt die herbe Sündenbahn,
kommt, die Seinen von den Ketten
des Verderbens zu erretten.
3) Der gegeißelt, der gekrönet,
der vor Ängsten Blut geschwitzt,
der entblößet, der verhöhnet,
der verwundet, der zerritzt,
der gestorben, der begraben,
will ein Danklied von dir haben.
4) Du sollst Ihn im Glauben fassen
und betrachten seine Not.
Wer will seine Wunden hassen?
Er hat ja den strengen Tod
derentwegen bloß erlitten,
uns, nicht Ihm das Heil erstritten.
5) Er ist sicher eingegangen
durch den Tod zur Herrlichkeit,
nur dass Fromme nicht verlangen
unter ihrem schweren Leid
aus dem Kreuz, darin sie stehen,
können ins Reich Gottes gehen.
6) Willst du nicht die Kreuzlast nehmen?
Schämst du dich der Sündenlast?
Ei, du solltest dich mehr schämen,
dass du so gesündigt hast:
für die Schuld, die du begangen,
soll dein Gott die Straf' empfangen.
7) Er hat selbst das Kreuz getragen
zu der rauen Todespein,
wir als Menschen wollen klagen,
ohne Kreuz und Unglück sein?
Christen sollen gründlich wissen,
dass wir alle leiden müssen.
8) Jesu, der du mir durchsüßet
den vergällten Myrrhen-Wein:
Jesu, der du hast gebüßet
meiner Sünden Straf' und Pein
und dich selbst in Tod gegeben:
wie soll ich die Gunst erheben?
9) Nimm das Danklied meiner Lippen
als der Seelen Schuldpflicht hin:
die zerrissnen Felsenklippen
reißen mir auch meinen Sinn.
Mein bewegtes Herz empfindet,
dass in mir dein Kreuz gegründet.
10) Banden, Geißeln, Striemen, Wunden,
schmerzen, Weh und Folterpein,
die der zarte Leib empfunden,
ach, schließt meine Tränen ein.
Schließt in des Erlösers Treue
meiner Sünden Buß' und Reue.