Seele, darfst nicht stille sein    

1) Seele, darfst nicht stille sein
nach dem Streit mit tiefer Not.
Nach dem bangen, bittern Schrein
will dein Heiland, Herr und Gott
erst von dir gepriesen sein,
der dich armen Wurm
aus zermalmendem Sturm,
in so grausiger Nacht
gnädig, gnädig hat hindurch gebracht.

2) Ja, zur Erde hingestreckt
lag ich da in Weh und Ach.
Wie von Flammen angeleckt
sandt ich Seufzern Seufzer nach.
Mit dem Schweiß der Angst bedeckt
ward mir nur bekannt,
was der Heiland empfand,
als Ihm Nagel und Spieß
Seite, Hand und Fuß für mich durchstieß.

3) Sonst schon hab ich mich geneigt
vor dem König in der Höh': -
nun hat mir der Schmerz gezeigt:
dass es noch viel besser geh',
wenn der Herr uns selber beugt: -
jeder Nerv im Kampf,
Hand uns Auge voll Krampf, -
sank ich tiefer hinab,
als ich je vor Ihm gelegen hab'.

4) Was ich für mich selber bin,
wenn Er einen Augenblick
seinen Atem - nicht gar hin -
nur ein wenig nimmt zurück,
trat da hell vor meinen Sinn:
sieh ein armes Nichts
vor dem Vater des Lichts.
Sieh, wenn Er mir schilt,
ein unsäglich' elend' Jammerbild.

5) O, Du Treuer, hast gehört,
als ich schrie um gnäd'gen Tod.
Hast der heißen Glut gewehrt,
bist erschienen in der Not.
Meine Seel' ist unversehrt.
In der Finsternis
deiner Liebe gewiss,
halt ich dankend die Hand,
die mir diese Dornenkrone band.

Danklied zur Errettung nach einem Sturm.

Text:
Melodie: Unbekannt