Schwing dich vom Erdenstaube    

1) Schwing dich vom Erdenstaube
o Geist, zu Gott empor!
Dich stärkt ein hoher Glaube,
dich hört der Allmacht Ohr.

2) Hold ist und allbelebend
die Kraft, die er dir heut,
wenn Kleinmut widerstrebend
den schwachen Sinn zerstreut.

3) Bring' deines Herzens Fülle
vor des Allvaters Blick;
nicht jene Wolkenhülle
scheuch' deinen Flug zurück.

4) Er wird dir Frieden geben
für deines Trosts Verlust,
wird dein Vertrau'n erheben
in der beklommnen Brust.

5) Wie oft in schweren Sorgen
erlag noch heut' dein Mut,
und schon am nächsten Morgen
ward alles wieder gut!

6) Im quälenden Gewühle
der Zweifel unterjocht,
erstarren Hochgefühle, –
verlöscht des Glaubens Docht.

7) Doch süßer Hoffnung Wehen
erlabt den matten Geist,
wenn sich im frommen Flehen
das Herz so selig preist.

8) Verlassen und vergessen?
O, welch ein eitler Wahn!
Ein Würmlein klagt vermessen
den großen Schöpfer an?

9) Ein Tränlein, in der Stille
zu Gott geweint im Schmerz,
und ein gelass'ner Wille
fasst bald sein Vaterherz.

10) Im Licht der Gottesliebe
erblühet wahres Glück;
da fliehn die eitlen Triebe
für Sinnenlust zurück.

11) Welch hoher Trost umwehte
mich oft im Duldungsdrang,
wenn brünstig im Gebete
ich mit dem Himmel rang!

12) O reine Gottesgüte!
Du segnest, wer dich sucht;
du stärkst des Glaubens Blüte
und reifest sie zur Frucht.

Text:
Melodie: Ach bleib mit deiner Gnade