Schon ist der Abendsonne Licht entflohn    

1) Schon ist der Abendsonne Licht
entflohn, mein Auge sieht sie nicht.
Schon ist das Tal vom Schimmer leer,
schon malt ihr Strahl den Berg nicht mehr.

2) Sie strömt auf dein gebietend Wort,
allmächtiger am Himmel fort,
um andre Zonen zu erfreun,
erwacht sie dort mit stärkerm Schein.

3) Nicht nur, o Herr, für unsre Welt
schuft du die Sonn' im fernen Zelt.
Der Welten Zahl ist viel zu groß,
für die ihr Lichtstrahl sich ergoss.

4) Mein Geist erstaunt, Allmächtiger!
Wer bist du? Und wer bin ich, Herr?
Durch dich sind aller Wesen Heer,
und ich - bin Staub von gestern her.

5) Doch ich bin Staub, Herr, den dein Ruf
gleich aller Welten Heer erschuf,
der wie der Sonne strömend' Licht,
von deiner Macht und Liebe spricht.

6) Herr, deine ganze Schöpfung schweigt,
wenn deine Sonne ihr entweicht,
und alles ist mit Tod erfüllt,
bis sie den neuen Tag enthüllt.

7) Für eine andre Welt bestimmt,
zu der in mir die Hoffnung glimmt,
wird mit des Grabes Nacht, mit Tod
auch meines Körpers Bau bedroht.

8) Du aber bleibst unwandelbar,
Herr, der da ist und der da war.
Vom Ewigkeit zu Ewigkeit
erstreckt sich deine Wirklichkeit.

9) Von dir wird in der finstern Nacht
des Todes mein Gebein bewacht,
bis deines Seraphs Stimme ruft:
'Du, der du starbst, entflieh der Gruft!'

10) Dann werde ich, verklärt und schön
vom Grabesschlummer auferstehn,
und gleich der Morgensonne rein,
mich deiner, All-Erschaffer, freun!

Text:
Melodie: O Jesu Christ, meins Lebens Licht