Schöpfer aller Menschenkinder, großer Gott    

1) Schöpfer aller Menschenkinder,
großer Gott, ich klage dir,
dass ich stets, ich böser Sünder,
murre wider dich in mir.
Immer will ich meistern dich,
bessern dein Geschöpfe mich:
nur denk ich zu werden immer
größer, aber niemals frömmer.

2) Seh' ich einen, der gelehrter,
der beglückter ist als ich,
der da reicher und geehrter,
stracks mein Herz entrüstet sich.
Trotzig denkt es und voll Neid:
was soll dieser Unterscheid?
Ich möcht auch wohl solche Gaben,
ich sollt sie vor jenem haben.

3) Ach Herr! Ich bin dein Geschöpfe,
du hast mich aus Erd' gedreht
wie ein Töpfer seine Töpfe,
und in deinem Willen steht,
was du machen magst aus mir.
Sollt ich widerstreben dir?
Ach! du kannst mich schmeißen nieder
und zu Scherben machen wieder.

4) Gnad' ist alles, was wir haben,
nichtes du uns schuldig bist.
Du gibst alle gute Gaben,
wie es dir gefällig ist.
Lass mich dies bedenken recht,
lass mich als ein frommer Knecht
fröhlich deines Willens leben,
sein vergnügt mit deinem Geben.

5) Herr! Hier bin ich, dein Gefäße:
leg darein, was dir beliebt,
deinem weisen Rat gemäße.
Deine Hand mir nützer gibt,
als mein Herz verlangen kann.
Dies nur forder' ich dir an:
wollest – dies nur ich begehre –
in mich fassen deine Ehre.

6) Lass mich kein Gefäß der Sünden
noch des Satans Werkzeug sein,
dass du mich stets reine finden
und in mich mögst fassen ein
deine Gnade, die da nit
in ein Kotgeschirr einzieht.
Nun, Gott! Dein sind alle Gaben:
was ich soll, das werd' ich haben.

Text:
Melodie: Wie nach einer Wasserquelle