1) Schöpfer aller Menschenkinder,
großer Richter aller Welt!
Sieh, hier wird ein armer Sünder
vor dein streng' Gericht gestellt,
der in Sünden ist geboren,
der dein Ebenbild verloren,
der mit Sünden sich befleckt,
der in tiefen Schulden steckt.
2) Mein Gewissen, das mich quälet,
deine Strafgerechtigkeit,
dein Gesetz, das nichts verfehlet,
nebst dem Satan, stehn bereit,
meine Seele zu verklagen,
ich weiß nichts darauf zu sagen,
denn ein Zeuge gibt sich an,
der gesehn, was ich getan.
3) Wehe mir, ich muss verderben,
sehe nichts als Höll und Pein.
'Frecher Sünder! Du musst sterben!' -
wird mein strenges Urteil sein.
Es erzittert meine Seele
vor des Abgrunds offner Höhle,
wer hilft mir in dieser Not,
wer errettet mich vom Tod?
4) Doch, Gott Lob! die Furcht verschwindet,
weil sich mir ein Mittler zeigt,
weil sich ein Vertreter findet,
vor dem der Verkläger schweigt.
O beglücke, teure Stunden!
Gottes Sohn hat seine Wunden
und sein blutig Lösegeld
meinem Richter dargestellt.
5) Richter! Siehe meine Bürgen,
siehe die Bezahlung an.
Dieser ließ für mich sich würgen,
dieser hat genug getan.
Er hat dein Gesetz erfüllet,
er hat deinen Zorn gestillet.
Herr, ich glaube, steh mir bei!
Sprich von Straf' und Schuld mich frei.
6) Ach, was hör ich? Gnade, Gnade,
Gnade schallet in mein Ohr.
Ach, mich Sündenwurm und Made
hebt ein sanfter Zug empor.
Gott spricht: 'Sünder! Du sollst leben,
deine Schuld ist dir vergeben,
sei getrost, mein lieber Sohn,
komm zu meinem Gnadenthron!'
7) Seht, wie sich der Abgrund schließet!
Seht, wie sich der Himmel freut,
da das Blut des Lammes fließet,
da mich die Gerechtigkeit
des vollkommnen Mittlers decket.
Wer ist, der mich ferner schrecket?
Wer ist, der sich an mich wagt
und dein Himmelskind verklagt?
8) Richter! Der mich losgesprochen,
Vater! Der mich zärtlich liebt.
Mittler! Der, was ich verbrochen
und geraubt, Gott wieder gibt.
Geist! Der mir den Glauben schenket,
mich in Jesu Wunden senket.
Gott der Gnade, dir sei Ruhm
und mein Herz dein Eigentum.
9) Lass mich nun die Sünde hassen,
die das Herz mit Angst beschwert.
Lass mich alles unterlassen,
was den teuren Frieden stört!
Rein'ge täglich mein Gewissen,
lass mich eifrig sein beflissen,
mit Verleugnung dieser Welt,
das zu tun, was dir gefällt!