Schmücke dich, o liebe Seele    

1) Schmücke dich, o liebe Seele,
lass die dunkle Sündenhöhle,
komm ans helle Licht gegangen,
fange herrlich an zu prangen;
denn der Herr voll Heil und Gnaden
will dich jetzt zu Gaste laden;
der den Himmel kann verwalten,
will jetzt Herberg in dir halten.

2) Ach wie hungert mein Gemüte,
Menschenfreund, nach deiner Güte!
Ach wie pfleg ich oft mit Tränen
mich nach dieser Kost zu sehnen!
Ach wie pfleget mich zu dürsten
nach dem Trank des Lebensfürsten,
dass in diesem Brot und Weine
Christus sich mit mir vereine!

3) Heilge Lust und tiefes Bangen
nimmt mein Herze jetzt gefangen.
Das Geheimnis dieser Speise
und die unerforschte Weise
machet, dass ich früh vermerke,
Herr, die Größe deiner Stärke.
Ist auch wohl ein Mensch zu finden,
der dein Allmacht sollt’ ergründen?

4) Nein, Vernunft, die muss hier weichen,
kann dies Wunder nicht erreichen,
dass dies Brot nie wird verzehret,
ob es gleich viel Tausend nähret,
und dass mit dem Saft der Reben
uns wird Christi Blut gegeben.
O der großen Heimlichkeiten,
die nur Gottes Geist kann deuten!

5) Jesu, meine Lebenssonne,
Jesu, meine Freud und Wonne,
Jesu, du mein ganz Beginnen,
Lebensquell und Licht der Sinnen:
hier fall ich zu deinen Füßen;
lass mich würdiglich genießen
dieser deiner Himmelsspeise
mir zum Heil und dir zum Preise!

6) Herr, es hat dein treues Lieben
dich vom Himmel hergetrieben,
dass du willig hast dein Leben
in den Tod für mich gegeben
und dazu ganz unverdrossen,
Herr, dein Blut für mich vergossen,
das uns jetzt kann kräftig tränken,
deiner Liebe zu gedenken.

7) Jesu, wahres Brot des Lebens,
hilf, dass ich doch nicht vergebens
oder mir vielleicht zum Schaden
sei zu deinem Tisch geladen.
Lass mich durch dies Seelenessen
deine Liebe recht ermessen,
dass ich auch, wie jetzt auf Erden,
mög’ dein Gast im Himmel werden.

Dieses Abendmahlslied aus barocker lutherischer Tradition legt das Gewicht ganz auf die individuelle Begegnung mit Christus im Mahl und auf die Sündenvergebung. Seine Aufnahme ins Gesangbuch verdankt es vor allem seiner bemerkenswerten Melodie, über die Johann Sebastian Bach einen seiner berühmtesten Orgelchoräle geschrieben hat. (Andreas Marti)

Text: (1953)
Melodie: (1649)
CCLI-Nr.: 5216231
Info: https://de.wikipedia.org/wiki/Schmücke_dich,_o_liebe_Seele

Das Lied "Schmücke dich, o liebe Seele" ist in 13 Liederbüchern enthalten:

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