1) O Vater der Barmherzigkeit,
zu Dir ich meine Händ' ausbreit
und Dir ein Abendopfer tu,
eh' ich mich lege zu der Ruh',
2) Und sage Dir von Herzen Dank,
dass Du heut' und mein Leben lang
hast durch Dein' Engel gnädiglich
vor aller G'fahr beschirmet mich.
3) Ich ruf auch inniglich zu Dir,
du wollest aus Genaden mir
vergeben alle Missetat,
die heftig Dich erzürnet hat,
4) Und mich umgeben diese Nacht
mit Deiner lieben Engelmacht,
damit sie mögen lagern sich
wie eine Wagenburg um mich,
5) Auf dass des bösen Feindes Strick
und arge List mich nicht berück'.
Ach Gott, lass mich sein alle Zeit
befohlen Deiner Gütigkeit.
6) Aus lauter Gnad' Dich mein erbarm
und schütze mich mit Deinem Arm,
mich, der ich bei der Nacht zu Dir
mit meinem Geiste wach in mir.
7) Ich harre täglich Deiner Güt',
auch meine Seel' und mein Gemüt
hofft alle Zeit, o Gott, auf Dich,
der Du mein Heil bist ewiglich.
8) Wir wachen oder schlafen ein,
so sind wir alle Zeit doch Dein.
Wir leben oder sein gleich tot,
so bist Du dennoch unser Gott.
9) Darum so schrei ich nun zu Dir,
du wollst nicht ferne sein von mir.
Mit Deinem Schild erhalte mich,
dass ich einschlafe sänftiglich,
10) Erwach auch wiederum gesund,
wenn kommen wird die Morgenstund'.
In Deiner Hütten mich bedeck',
hilf, dass kein Grauen mich erschreck.
11) Und ob ich bin im finstern Tal,
so sei doch bei mir überall,
dein Stab und Stecken mich erquick,
alsdenn mir schad kein Ungelück.
12) Gib, dass doch schlafe nur der Leib,
die Seel' hingegen wachend bleib,
auf dass mich nicht der Sünden Nacht
ergreife mit all ihrer Macht.
13) Vor bösen Träumen mich bewahr,
auch vor Gedanken, die mich gar
des Nachts nicht lassen schlafen ein
und mir ganz sehr beschwerlich sein.
14) O mein Gott, ich befehle Dir
in Deine Schutzhand für und für
den Leib, die Seele, Weib und Kind
und alle, die verwandt mir sind.
15) B'reit Deine Hand aus, und behüt
und uns bedeck mit deiner Güt'.
Umfang uns mit Genaden weit,
leg unter uns Barmherzigkeit.