O unaussprechlicher Verlust    

1) O unaussprechlicher Verlust,
den wir erlitten haben.
Wie kränket die betrübte Brust
der Mangel jener Gaben,
die unsers Schöpfers milde Hand
den ersten Ältern zugewandt,
die Sünde hat entzogen.

2) Der Mensch war heilig, gut und rein
von dir, o Herr, erschaffen.
Er wusste nichts von Schuld und Pein,
von Sünd' und Sündenstrafen.
Sein Wille war voll Zuversicht
und sein Verstand voll Glanz und Licht,
voll Friede sein Gewissen.

3) Du fordertest zur Dankbarkeit,
dass du ihn so erhoben,
Pflicht, Liebe, Treu', Ergebenheit,
nebst des Gehorsams Proben.
Gabst ihm zur Prüfung dein Gebot
und drohtest ihm sofort den Tod,
wenn er es überschritten.

4) Dein Rat war weise, gut und rein,
der dich hierzu bewogen,
allein, der Mensch, durch falschen Schein
vom Lügengeist betrogen.
Ließ in der rein erschaffnen Brust.
Das Feuer der verbotnen Lust
nur gar zu bald entzünden.

5) Er wurde lüstern nach der Frucht
und der Verstand verblendet,
das Herz vom ärgsten Stolz versucht,
der unsre Würde schändet.
Gedacht, getan, der Mensch vergaß,
was Gott gedroht und nahm und aß
und ward nunmehr ein Sünder.

6) So ward der menschliche Verstand
mit Finsternis umhüllet,
der Wille von Gott abgewandt,
mit böser Lust erfüllet,
das Herz durch bange Furcht geplagt
vom Wurm, der das Gewissen nagt.
Der Tod wühlt in den Gliedern.

7) Dies Elend wird nun fortgeerbt
auf alle Menschenkinder.
So Stamm, als Zweige sind verderbt.
Die Strafe trifft den Sünder.
Die erste Schönheit ist dahin,
der Sünden Gift hat Leib und Sinn
durchdrungen und verwüstet.

8) O Herr, lass uns in deinem Licht
den schweren Fall erkennen.
Verwirf uns, die Gefall'nen, nicht,
die wir dich Vater nennen.
Hilf uns durch Christum wieder auf
und mach uns tüchtig, unsern Lauf
zur Seligkeit zu richten.

Klage über den Sündenfall

Text:
Melodie: Es ist gewisslich an der Zeit