O senke nicht den trüben Blick    

1) O senke nicht den trüben Blick
an deiner Gattin Grabe,
als ob auf ewig Freud' und Glück
es dir entrissen habe!
Blick auf, du wirst sie wiedersehn!
Der Trennung bittre Stunden gehn
gleichwie ein Traum vorüber!

2) Mag, was auf Erden glänzt, vergehn,
erlöschen jeder Schimmer,
mag diesen Staub der Wind verwehn:
die Liebe endet nimmer.
Wenn einst dem Schaun der Glaube weicht,
wenn Hoffnung dort ihr Ziel erreicht,
so wird die Liebe währen.

3) War nur die Liebe fromm und rein,
und wert des ewgen Lebens,
so werden wir sie dort erneuen. -
wir hoffen nicht vergebens.
Dort löst, o, blicke froh hinauf!
Der Schmerz in Seligkeit sich auf,
im neuen, festerm Bunde.

4) Was hier der Geist nicht fassen kann,
wird dort im Licht entfaltet.
Wir beten den Getreuen an,
der über alles waltet.
In frommer Freude heilgem Chor
steigt dann der Dank zu ihm empor:
Gott war, Gott ist die Liebe.

5) Drum blicke hoffnungsvoll hinauf
zu jener Segenfülle.
Hinauf geh stets dein Lebenslauf,
fest sei und gut dein Wille.
Nur wer der Pflicht getreu hier lebt,
wie Jesus, nach dem Ziele strebt,
der wird um ihn sich sammeln.

6) Es sichert uns des Ewgen Hand,
wenn unsre Lieben scheiden,
im höhern, bessern Vaterland
des Wiedersehens Freuden.
Wo wir gleich wie die Engel sind,
am Throne Gottes, dort beginnt
das Glück der Ewigkeiten.

Text:
Melodie: Wenn mein Stündlein vorhanden ist