O reines Wesen, lautre Quelle    

1) O reines Wesen, lautre Quelle,
o Licht ohn' alle Dunkelheit,
vor deinen Augen, die so helle,
ja heller als die Heiterkeit
des großen Weltlichts, ist entdecket
des Herzens angeborner Wust,
und wie so manche schnöde Lust
den edlen Geist bisher beflecket.

2) Wenn nur ein reines Herz zu schauen
gewürdigt wird dein Angesicht,
so kommt mir billig an ein Grauen,
wenn ich auf mich mein Auge richt'.
Mit Wehmut seh ich mein Verderben,
doch aber schrei ich Herr zu dir:
ein reines Herze schaff in mir,
das Böse lass in mir ersterben.

3) G'nug, dass es ist dem Feind gelungen,
von dir, mein Gott, mich abzuziehn.
Von nun an lass mich unbezwungen
dagegen seiner List entfliehn
und wappne mich mit Kraft und Stärke
durch den gewissen neuen Geist,
darum dein Wort uns bitten heißt,
in dir zu tun all' meine Werke.

4) Hat meine Schuld und Übertreten
mich unwert deiner Gunst gemacht,
so tret ich doch zu dir mit Beten
und sage: Ach, Herr, hab nicht Acht
auf das, was ich gesündigt habe,
im Zorn verwirf, verwirf mich nicht
von dir und deinem Angesicht,
ein Blick von deiner Huld mich labe.

5) Den Geist, den du mir hast geschenket,
das edle teure Liebespfand,
das unsern Geist mit Wollust tränket
und fliehen heißt des Fleisches Tand,
lass nicht von mir genommen werden,
vielmehr damit versiegelt sein
mein Herz, bis dieser Bau fällt ein,
und du mich nimmst von dieser Erden.

6) Weil sich auch noch in mir befindet
das Zagen, das die Sünde bringt,
wenn sie im Kampf uns überwindet
und unter ihre Macht uns zwingt,
so wollst du, Herr, mit Trost der Freuden,
der aus dem Brunn' des Lebens fleußt,
verbinden den verwundten Geist
und so beschließen dieses Leiden.

7) Ich bleib an deiner Gnade hangen
und senke mich in ihren Bund.
Des Innern heimlichstes Verlangen
ist dir, dem Herzenskünd'ger, kund.
Du wirst auch, solches zu vollbringen,
den Geist der Freud' und Willigkeit
mir mitzuteilen sein bereit.
Dafür will ich Loblieder singen.

Text:
Melodie: Mein Jesu, dem die Seraphinen im Glanz