1) O lieber und gewünschter Tag,
nun ist mir Gott willkommen.
Dich ich wohl freundlich grüßen mag,
du gibst Licht, bringt viel Frommen.
aber, o Herz, was fängst du an?
Bedenk dich, sollst's ja wissen:
Gott sollst du, denn der hat's getan,
heut' lieben, loben, grüßen.
2) Ach ja, du Hüter Israel,
du bist mein Licht und Leben.
Dir will ich heut' von ganzer Seel'
allein die Ehre geben.
Du hast mir diesen Tag gemacht,
dass ich drum fröhlich singe,
drum ich ihn auch recht mit Andacht
zu deinem Lob vollbringe.
3) Als du, Gott, in mein' Mutter Schoß
mich weislich jetzt bereitet,
mit Fleisch bekleidt - o Güte groß! -
auch Haut um mich gebreitet,
mit Adern fein gefüget mich,
mein'r ein zeitlang gepflogen,
hast du den Tag recht wunderlich
mich an das Licht gezogen.
4) Mich, der ich nichts war, Schöpfer mild,
nichts taug, hast du formieret
zu einem Menschen nach deim Bild,
mir Leib und Seel' gezieret,
also dass ich ein Wunder bin,
wenn ich's will recht bedenken:
dafür nimm jetzt in Gnaden hn,
was ich dir heut will schenken.
5) Glori nämlich, Ruhm, Lob und Dank,
Ehr und Preis ich dir bringe.
Heut den Tag und mein Leben lang
dir ich von Herzen singe.
Hätt' ich etwas, das besser wär,
nach Himmel wollt ich's senden
zu deines Namens Lob und Ehr'.
Aber dabei muss' wenden.
6) Ich dank, dass du mir widerfahrn,
hast lassen dieses Leben
von Eltern, so beid' christlich warn,
in Gnaden ferner geben.
Dass ich bin in der heilgen Tauf
gewaschen von der Sünde,
dass du mich auch genommen auf
zu deim herzlieben Kinde.
7) Dafür dank ich dir tausend Mal,
o großer Lebenskönig.
Ja, wenn's geschieht ohn' Maß und Zahl
ist doch der Sold zu wenig.
Viel ist's, dass ich ein Mensch geborn,
aber noch vielmal besser,
dass ich zu deim Kind bin erkorn,
das ist viel, vielmals größer.
8) Wie sollt ich denn nicht dankbar sein
an meinem Geburtstage,
den ich hab heut erlebt so fein
in Freud, ohn' Leid, ohn' Klage?
Ich dank dir, Gott, so gut ich kann,
von meines Herzens Grunde:
ach, nimm das schlecht' Lobopfer an
zu dieser Freudenstunde.
9) Nimm an zugleich mein G'bet: Lass nicht
mich den Tag Sünd' verbringen,
wie Herodes, der Wüterich
Über die Kling ließ springen
Johannis Haupt gleich an dem Tag,
da er weiland geboren.
Ich wär ja sonst in ewger Plag
samt ihm, dem Fuchs, verloren.
10) Setz ja nicht auf gar scharfe Prob'
mich Schwachen zu versuchen.
Ich möcht' sonst zu deim schlechten Lob
den lieben Tag verfluchen,
wie Jeremias, der Prophet,
in seim großen Elende,
wie Job, der G'rechte, selber tat.
Geschieht's, so mach's bald ein Ende.
11) Willst du auch, mein Gott, dass ich viel
der Tag' noch soll erleben,
ich dir gerne aufwarten will,
der Müh' nicht widerstreben.
Allein fest allzeit bei mir halt
geg'n meines Lebens Ende,
dass ich, wenn ich nun grau und alt,
mein Lauf rühmlich vollende.
12) Ist aber da mein End, Herr Christ,
so weiß ich, dass mein Sterben
des rechten Leb'ns Geburtstag ist:
das will ich dann ererben.
Drum komm, mein Gott, wenn dir's gefällt,
ich will mich nicht stark wehren,
und führ mich sanft aus dieser Welt,
schenk mir die Kron' der Ehren.