1) O holder Schlaf, wer dich erfand,
erfand der Menschheit Segen.
Breit aus auf mich dein Schlafgewand,
zur Ruhe mich zu legen.
Einst nach dem Tode wird uns sein,
als nach des Rausches Schlummer.
Verschlummern denn des Lebens Pein,
und Schmerz und Reu und Kummer.
2) Nur du, o holder Schlaf, nur du
gibst neuen Jugendmorgen.
Bist Labetrank und Schattenruh',
bist Labsal aller Sorgen.
Bist, Todesbruder, o wie schön
sich Sein und Nichtsein grenzen!
Wie frisch wird meine Abendträn'
am frühen Morgen glänzen!
3) Und was wär unsre Lebenszeit,
auch unsre Zeit der Freuden?
Ein Strudel voll Mühseligkeit,
ein Wirbel süßer Leiden,
ein ewger Taumel! - Holder Schlaf,
in neuem Freudenmahle
für alles, was such heut' mich traf,
gib mir die Labeschale!