O himmlische Barmherzigkeit    

1) O himmlische Barmherzigkeit,
die Jesus uns anpreiset!
Ach, wer ist doch zu dieser Zeit,
der sich getreu erweiset.
Der, gleich wie Gott, der Vater, ist,
barmherzig ist zu jeder Frist
und das aus Herzensgrunde?

2) Dass Gott barmherzig, spricht der Mund
und wer ist, der's nicht gläubet?
Allein, macht Gott dies also kund,
dass er zur Nachfolg' treibet:
so ist verschlossen Herz und Ohr,
es wankt der Glaube, wie ein Rohr,
weil man's unmöglich achtet.

3) Von Gott will man Barmherzigkeit
in seinem ganzen Leben.
Ja, dass sie möge weit und breit
sich über uns erheben.
Allein soll man Barmherzigkeit
am Nächsten tun, wie Gott gebeut
so finden sich nur wenig.

4) Ach, denke, dass der Höchste dir
Barmherzigkeit erzeiget,
dass dich die Güte überführ
und du auch seist geneiget,
zu geben dem, der dürftig ist
und gar ein Glied von Jesu Christ.
Das ist des Herren Wille.

5) Es wird ein grausames Gericht
dort über den ergehen,
der dieses hat erkannt im Licht
und lässt es nicht geschehen.
Das Wissen, es entschuldigt nicht.
Man muss ausüben, was Gott spricht,
dies ist die rechte Liebe.

6) Wie mancher Reicher stößet aus
und weist von Tür und Pforten
die Armen, die vor seinem Haus
die Not mit vielen Worten
ausschütten, dass ein Felsenstein
darüber sollt' mitleidig sein.
Allein, man will's nicht hören.

7) Ach, lass mein Herz barmherzig sein
und nach Vermögen geben,
aus wahrer Liebe, nicht zum Schein,
wenn ihre Stimm' erheben
die Armen in der Hungersnot,
dass sie an meinem Stücklein Brot,
o Jesu, sich erfreuen.

8) Du gibst Barmherzigkeit ohn' End'
mir Armen auf der Erden,
so lass auch wieder Herz und Händ'
mit freundlichen Gebärden
austeilen, was du mir beschert,
dass auch der Arme werd' ernährt
durch den bescherten Segen.

9) Ist unbarmherzig gleich die Welt
und hat ihr Herz verschlossen,
so lass mich tun, was dir gefällt
und helfen unverdrossen.
Lass mich dem Vater ähnlich sein,
der überreichlich schenket ein
Barmherzigkeit und Güte.

10) Ja, Vater, gib mir solchen Sinn,
dass ich von deinen Gaben,
die du mir gibst recht willig hin,
die Dürftigen zu laben.
Lass mich nach deinem Ebenbild
sein liebreich, gütig, sanft und mild.
Dies bitt' ich herzlich, Amen.

Text:
Melodie: Ach Gott, vom Himmel sieh darein