O guter Hirte deiner erlösten Herd    

1) O guter Hirte
deiner erlöseten Herd',
komm und bewirte
alles, was deiner begehrt.
Führ mich, dein Schäflein, zu den Auen,
welche die Himmel mit Manna betauen.

2) Ach, wie so teuer
kommen die Schafe dich an,
dass niemand treuer
ihnen begegnen kann.
Du hast gar viel für sie gegeben,
weil sie dir kosten dein einzigs Leben.

3) Das heißet Liebe,
sterben aus großer Begier!
Die Seelendiebe
müssen sich schämen vor dir.
Ein Mietling flieht, wenn Wölfe kommen,
welche schon manches der Herde genommen.

4) Du kennest die Deinen,
denen du wieder bekannt.
Eh sie es meinen,
hast du schon Hilfe gesandt.
Und wenn die Wölfe noch so schleichen,
müssen sie dennoch mit Schanden weichen.

5) Die armen Heiden
waren den Juden veracht'.
Jetzt wird aus beiden
einerlei Herde gemacht.
Sind sie gleich nicht aus einem Stalle,
dennoch versorgest und weidest du alle.

6) Liebliche Triften,
Herrliche Schäferei,
die du wirst stiften,
wenn nur das Eitle vorbei.
Da wird man auf den Himmels-Auen
Schäfer und Schäflein weit lieblicher schauen.

7) Und du, mein Hirte,
weil ich dein Schäflein auch bin,
ach, so bewirte
meinen sehr hungrigen Sinn.
Und lässest du für mich dein Leben,
kannst du auch selber zur Speise dich geben.

8) Bin ich verirret,
führe mich wieder zurecht.
Was mich verwirret,
mache mir eben und schlicht.
Lass mich dein Auge stets bewachen,
stopfe dem Wolfe den hungrigen Rachen.

9) Sollst du mich kennen,
o, du allwissender Hirt,
und deine nennen,
wenn es dort offenbar wird,
so lass mich deine Stimme hören
und dich beständig mit Folgen verehren.

10) Kein Mietling kränke
deine gesegnete Herd,
der nur drauf denke,
wie er gesättiget werd.
Gib Hirten nur nach deinem Herzen,
dass sie kein einziges Schäflein verscherzen.

11) Ist meine Weide
Öfters mit Tränen bestreut,
blüht doch die Freude
in der zukünftigen Zeit.
Muss man hier schon auf Dornen gehen,
dorten wird lieblicher Ehrenpreis stehen.

12) Du hast im Himmel
droben den Schafstall gesetzt,
wo kein Getümmel
Lämmer und Schafe verletzt,
wo keine Wölfe mehr zu schauen,
wo du mich weidest auf goldenen Auen.

Text:
Melodie: Nun preiset alle Gottes Barmherzigkeit