O Gott, vom Himmel sieh darein und lass dich    

1) O Gott, vom Himmel sieh darein
und lass dich des erbarmen,
der meisten Frömmigkeit ist Schein,
bei Reichen und bei Armen,
denn da ist weder Lehre gut
noch auch die Lieb' recht Gutes tut,
's sind übertünchte Gräber.

2) Sie leugnen, lügen, lästern sehr
bei ihren falschen Lehren,
zumal, wenn man dich stellt zur Wehr,
so wollen sie's verkehren.
Was uns dein Wort so offenbar
vorlängst gezeigt, was gut und klar,
das pflegen sie zu meistern.

3) Sie treiben nach der Heiden Art
nur auf die bloße Liebe,
und ihr Gewissen ist nicht zart,
dass etwa vielmehr triebe
auf Glauben, der da sollte sein
gut evangelisch insgemein
in allen Glaubenspunkten.

4) Auch haben sie gar sehr verletzt
die Kirch- und Schulen-Sachen,
dir du doch, Herr, selbst eingesetzt.
Sie wollen besser machen
die Polizei und Regiment.
Der Hausstand ihre List auch kennt,
sie tadeln Brauch und Sitten.

5) Dies und dergleichen ist bekannt
dir Gott, der Herzen kennet.
Du achtest ja nicht solchen Tand,
wenn ohne Not sich trennet
ein Pharisäer, der mit Pracht
vermessen tadelt und veracht't,
aus Heuchelei die andern.

6) Ach Gott, wend ab die List und Gift,
gib allen zu erkennen,
was recht die Lehr' und Lieb' antrifft,
damit wir können nennen
von reinen Christen eine Zahl,
die recht bedenken jedes mal,
was Seligkeit befördert.

7) Und weil das Übel überhand
fast leider hat genommen,
ach Herr, so tue Widerstand,
bekehr die falschen Frommen.
Gib, dass hinfort ein jeder Christ
recht fromm sei ohne Falsch und List
im Glauben und im Leben.

8) Lass uns nicht durch den eitlen Wahn
und Traum der goldnen Zeiten
von deiner heil'gen Wahrheit Bahn
zum alten Irrsal leiten,
lass deine Zukunft zum Gericht
uns aus dem Herzen kommen nicht,
sondern bereit stets stehen.

9) Damit wir in der Ewigkeit
dich, wahren Gott, hier loben,
behalten Ruhe, Freudigkeit
des Glaubens und dort oben
in einer stillen Ewigkeit
besitzen deine Seligkeit
durch Jesum Christum, Amen!

Text:
Melodie: Allein Gott in der Höh sei Ehr