O Flüchtigkeit, der Erde Glanz vergeht    

1) O Flüchtigkeit, der Erde Glanz vergeht!
Allhier wird nichts, als Wind und Rauch gefunden.
Wie bald zerfällt, was hoch und Herrlich steht!
Dem Glücke bleibt das Unglück stets verbunden.
Ach Leid, ach Schmerz, ach Unbeständigkeit,
ach, kurze Zeit!

2) O Flüchtigkeit, was ist der Menschen Pracht!
Ein schöner Strick, der Sinn und Seele bindet,
ein heller Stern bei schwarz gewölkter Nacht,
ein klarer Blitz, der Augenblicks verschwindet!
Ach Leid, ach Schmerz, ach Unbeständigkeit,
ach, kurze Zeit!

3) O Flüchtigkeit, die Wollust-Rose stirbt
und hinterlässt den Stachel im Gewissen!
Das Gut vergeht, das man mit Angst erwirbt,
was uns ergötzt, wird plötzlich weggerissen.
Ach Leid, ach Schmerz, ach Unbeständigkeit,
ach, kurze Zeit!

4) O Flüchtigkeit, wir suchen Lustgenieß
und wollen uns auf Lasternesseln weiden!
Die wüste Welt ist unser Paradies.
Wie bald vergehn die Blumen unsrer Freuden!
Ach Leid, ach Schmerz, ach Unbeständigkeit,
ach, kurze Zeit!

5) O Flüchtigkeit, der Mensch ist Gras und Laub.
Er fällt und welkt, und muss gar bald vergehen.
Sein Leben ist ein Dampf, ein leichter Staub.
Der Todessturm kann plötzlich uns verwehen.
Ach Leid, ach Schmerz, ach Unbeständigkeit,
ach, kurze Zeit!

6) O Flüchtigkeit, - verlass das Lasterfeld!
Entreiß dich bald den Banden dieser Erden!
Auf, scheide dich von dieser schnöden Welt,
soll Ewigkeit mit dir vermählet werden!
Hier ist nur Schmerz, nur Unbeständigkeit,
und kurze Zeit!

Text:
Melodie: Unbekannt