Nun naht der holde Frühling wieder    

1) Nun naht der holde Frühling wieder,
die Blumen sind vom Schlaf erwacht,
und heiter blickt auf's Neu hernieder
des Himmels blaue, reine Pracht.
Ihn mit der Erde zu versöhnen
hat sich ein Bogen ausgespannt,
in dessen sieben Wundertönen
den Frieden liest, wer ihn verstand.

2) Doch brach in dieses Lebens Wildnis
ein schönrer Frühling noch herein,
von welchem jener nur ein Bildnis,
ein ahnungsvoller Widerschein.
Ein Frühling, der zum Garten Eden
die Erde wiederum gemacht,
von dem die Herzen hoffend reden,
wie von dem Stern in dunkler Nacht.

3) Einst schlummerte, vom Tod umfangen,
im Grab der Herr, das Heil der Welt.
Da lag in frost'gem Winterbangen
die Erde wie ein Totenfeld.
Die Hoffnung, ach, die scheue Taube,
kein Ölblatt trug sie in das Schiff.
Das Fahrzeug selbst, der kühne Glaube,
zerschellte fast am Felsenriff.

4) Da stand zum Leben auf das Leben,
da sank in ew'gen Tod der Tod,
und erdenwärts begann zu schweben
ein himmlisch helles Frühlingsrot.
Der Gnadensonne Strahlen flogen
mit holdem Gruß in jedes Land
und neu ward der Versöhnung Bogen
zu ew'gem Zeichen ausgespannt.

5) O, wem zum allertiefsten Herzen
gedrungen dieser Sonnenschein,
der lege Sorgen, Angst und Schmerzen
getrost in's offne Grab hinein!
Und wenn die letzten Tränen flossen,
wenn ausgekämpft sein Erdenlauf,
sobald sich seine Augen schlossen,
geht ihm der schönste Frühling auf!

Text:
Melodie: Wie groß ist des Allmächtgen Güte