Nun ist es Zeit, die Arbeit zu beschließen    

1) Nun ist es Zeit, die Arbeit zu beschließen
und wiederum der Ruhe zu genießen,
der Tag ist hin, die Arbeit ist getan.
Mein Auge fängt bereits zu schlummern an.

2) Schlaf aber ja nicht ein, du mein Gemüte!
Verwundre dich zuvor, dass Gottes Güte
dich unverdient mit seiner Mildigkeit
wie ein Gewölk mit Rosen überschneit.

3) Ich bin gesund, satt, sicher, ohne Sorgen,
mich störet nichts bis an den lichten Morgen.
Ein gut' Gedanke wiegt mich in die Ruh',
ein Engel steht und deckt mich freundlich zu.

4) Mein Gott lässt mich ein weiches Bett erquicken,
wie mancher muss anjetzt die Steine drücken!
wie mancher steht im Regen, Schnee und Wind
und sieht umher, wo seine Feinde sind.

5) Wie mancher ist auf einem Fürstenlager
ein Lazarus und sicher' Schmerzens-Trager,
und füllt die Luft mit seinem Angstgeschrei,
als ob sein Bett auf lauter Dornen sei.

6) Wie mancher muss den Flammen nackt entlaufen,
wie mancher See und Wasser in sich saufen,
wie mancher wird verjagt von Hab und Gut,
wie mancher liegt und schnaubt in seinem Blut.

7) Der bricht den Hals und dieser wird erschlagen,
ein andrer sieht Gespenster, die ihn jagen.
Ein andrer steigt durch tödliche Gefahr
dem Monde nach und wird es nicht gewahr.

8) Viel' lässt der Geiz und angefüllte Kasten,
viel Hungernot, viel große Schuld nicht rasten,
viel andern lässt ein widerwärt'ger Traum
und ängstlich Herz zum Schlafe keinen Raum.

9) Dort findet man, die jetzt mit Spiel und Saufen
dem Höllenwirt zu Knechten sich verkaufen.
Hier läuft ein Paar den feilen Lüsten nach,
da steigt ein Dieb dem Nächsten ins Gemach.

10) Ich danke Gott, ich lieg in sichern Pfählen,
und fühle nichts, das mir die Ruh' kann stehlen.
Jedoch ich habe Fleisch und Blut noch an,
und bin ein Mensch, dem was begegnen kann.

11) Ich bin ein Mensch und lege mich jetzt nieder.
Mein Schlaf und Tod sind miteinander Brüder.
Mein Lebens-End' ist stündlich vor der Tür,
vielleicht liegt heut mein Sterb-Stroh unter mir.

12) Ich bin ein Mensch, doch auch des Höchsten Erbe.
Ich wach, ich schlaf, ich träum, ich leb, ich sterbe,
so bin ich stets in Gottes Vaterhand.
Mein kleinstes Haar ist ihm nicht unbekannt.

13) Er gibt mir Schutz, Gesundheit, gut' Gewissen,
vergnügtes Herz und sanftes Ruhekissen.
Er hat mir auch den Himmel zugesagt,
genug, es mach es sonst, wie ihm behagt.

14) Ich schließe nun auf meines Jesu Wunden,
wodurch er mich von aller Schuld entbunden,
die Augen zu und denke nirgends an,
als dass sein Blut genug für mich getan.

15) Ihm hab ich Leib und Leben anbefohlen.
Will er mich heut', will er mich morgen holen.
Er komme, wie und wann er's gut befindt.
Mein letztes Wort soll sein: Ich bin dein Kind.

Text:
Melodie: Der Tag ist hin; mein Jesus, bei mir bleibe