1) Noch suchst du uns mit Gnad und Huld,
nimmst Sünder an und tilgst die Schuld
und sammelst deine Schafe.
Im Nu entflieht die Gnadenzeit,
o treuer Hirt, halt uns bereit,
dass unser keiner schlafe.
Der Geist will gern, das Fleisch ist schwach:
mach uns bereit, Herr, halt uns wach.
2) Denn kommen wird dein Erntetag,
und deiner Schnitter Sichelschlag
wird plötzlich auf uns schlagen.
Sind deine Felder nicht schon weiß?
Grünt nicht des Feigenbaumes Reis',
den Sommer anzusagen?
anbrechen wird dein Erntetag,
mach uns bereit, Herr, halt uns wach.
3) Eh' Sonn' und Mond verliert den Schein,
die Stern' entirren ihren Reihn,
die Wasserwogen brausen,
eh' sich der Himmel Kraft bewegt,
eh' jedes Herz verschmachtend schlägt
in Furcht, in Angst und Grausen,
Herr, eh' er kommt, dein großer Tag,
mach uns bereit, Herr, halt uns wach.
4) Denn wie der Dieb bei Nacht erscheint,
so kommt der Tag, wenn's keiner meint,
so bringt des Himmels Wolke
dich Menschensohn, dich Herrn der Zeit
in großer Kraft und Herrlichkeit
als Richter allem Volke.
Dann ruft auch uns vor dich dein Tag:
mach uns bereit, Herr, halt uns wach.
5) Denn wer, wer wird vor dir bestehn,
wenn Erd' und Himmel untergehn
in des Gerichtes Flammen.
Wenn nackt die Seele vor dir bebt,
dein Richterblick ihr Herz durchgräbt,
dein Spruch sie muss verdammen?
Herr, eh' er kommt, der Schreckenstag,
mach uns bereit, Herr, halt uns wach.
6) Dass wir dir dann zur Rechten stehn,
dass wir dein Zeichen an uns sehn,
nicht in den Abgrund fahren,
dazu bereit' uns deine Huld.
Nimm jetzt uns an, tilg jetzt die Schuld
und woll' uns noch bewahren.
Denn du kommst bald und bald dein Tag:
mach uns bereit, Herr, halt uns wach.