Noch ist der heiße Kampf nicht ausgekämpft    

1) Noch ist der heiße Kampf nicht ausgekämpft,
noch ist die Glut der Sünde nicht gedämpft,
noch raset in den Gliedern die Empörung,
noch tobet stürmisch der Versuchung Flut,
noch fasst mich wirbelnd ihre Mörderwut,
und drohet mir mit ewiger Zerstörung.

2) Noch knirscht das Fleisch in des Gesetzes Zaum,
und bräche gern sich unbeschränkten Raum,
um reiche Todesfrucht hervorzubringen.
Oft reißt der Strom mich an den Abgrund hin,
des Todes Zauber fesselt jeden Sinn,
und alle Kraft zum Schreien oder Ringen.

3) Doch, wenn auch zwiefach die Versuchung glüht:
es lebt nun das Gesetz mir im Gemüt.
Ich diene Jesu, frei von Tod und Sünde.
Es schmeichle mir die Lust, sie drohe mir.
Durch Jesu Heil reiß ich mich los von ihr. -
was ist, das diesem Heiland widerstünde?

4) Wenn über mir das Meer zusammenschlug,
wenn fast ertrunken mich der Wirbel trug,
so war sein Wort, was mächtig mich erweckte.
Ich tauchte wacker auf, und schaute ihn,
und ließ von seiner treuen Hand mich ziehn,
da schwieg der Sturm, der erst so sehr mich schreckte.

5) Oft darf ich lang in Streitesgluten stehn,
oft weithin über mächtge Wogen gehn,
mit Kraft gerüstet, ohne alles Grauen.
Oft führet mich der Geist auf heitre Höhn,
um mich ist alles freundlich, klar und schön,
das Arge lässt sich nun von ferne schauen.

6) Des Heilands Treu hab ich genug erprobt,
um, wenn der Kämpfe härtster mich umtobt,
an Rettung und an Sieg nicht zu verzagen.
Des Abgrunds Macht hat niemals mich versenkt,
der Wogen Wut hat niemals mich ertränkt,
mit neuem Heil kam ich aus allen Plagen.

7) In meines Wesens tiefstem Grunde webt
sein Geist, der mich mit Kraft des Heils belebt,
und mich in Gottes sichern Harnisch kleidet.
Mein Heiland, der so teuer mich erkauft,
hat also mich in seinen Tod getauft,
dass nichts mehr mich von seinem Leben scheidet.

8) So führ ich munter fort den heilgen Krieg,
durch Jesu Geist gelingt mir Sieg auf Sieg.
Ich kreuzige das Fleisch und seine Lüste,
ich bringe alle Feindschaft wider Gott,
durch seines Geistes Leben in den Tod.
Ach, dass ich diesen Tod vollendet wüsste!

9) Zwar wünscht ich bald vollendet meinen Streit:
doch, dort ist ja der Siegespreis bereit,
und sein nicht wert ist auch das härtste Ringen.
Ja, droben ruhet sichs im Lichte gut.
Dort lohnt sichs Herrlich, sollt das letzte Blut
ich noch so spät dem Herrn zum Opfer bringen.

Text:
Melodie: Unbekannt