1) Nein, nein, die Tugend ist kein leerer Name,
aus dem Gemüte keimt des Guten Same,
er blüht und zeigt in uns bei edlerm Streben
göttliches Leben.
2) Nicht Wahn des Hochmuts, nicht die Eigenliebe,
nein, nur von Gott uns eingeplanzte Triebe
lehren uns Tugend, und dass ihre Krone
sich selbst belohne.
3) Zwar wer vermag, der Laster Blühn zu wehren?
Der Geiz schafft Güter, Ehrsucht führt zu Ehren,
die Bosheit herrschet, Schmeichler betteln Gnaden,
Tugenden schaden.
4) Doch immer noch hat Weisheit ihre Kinder,
noch leben Fromme, kennt man sie gleich minder.
Sie sind zu stolz, um Baales Mund zu küssen,
was sie auch missen.
5) Nur aus der Tugend fließt der wahre Friede.
Die Wollust ekelt, Reichtum machet müde.
Oft drücken Kronen, Ruhm beglückt nicht immer,
Tugend fehlt nimmer.
6) Wählt gleich der Weise hier nicht sein Geschicke,
er wandelt doch selbst Elend um zum Glücke,
und fällt der Himmel, er kann ihn bedecken,
aber nicht schrecken.