Nein, ich warte keines andern    

1) Nein, ich warte keines andern,
Seele, zaudre länger nicht!
Deinem Heiland nachzuwandern,
der dir bringet Heil und Licht!
Weißt du nicht, dass Jesus Christ
in die Welt gekommen ist,
dich von aller Macht des Bösen
und der Hölle zu erlösen?

2) Sieh, er macht die Blinden sehend,
die voll Aussatz werden rein
und die Lahmen werden gehend.
Willst du noch im Zweifel sein?
Aus dem Grabe wunderbar
stellt er Tote lebend dar.
Kannst du einen Größern finden,
ihm zu Dienst dich zu verbinden?

3) Wunder denn, dass nicht in Scharen
alles, was sich regen kann,
eilt, die Gnade zu erfahren
die sich allen bietet an!
Ach, die niedrige Gestalt
Ärgert diese Welt so bald!
Niedrigkeit ist Christi Zierde,
doch sie wollen stolze Würde.

4) O, wie hab auch ich zu kämpfen
wider dieses Ärgernis!
Hilf es mir, Herr Jesu, dämpfen,
mach im Glauben mich gewiss!
Fleisch und Blut will's widrig sein,
dass du so gering ziehst ein,
aber alle, die dich lieben,
sollen gleiche Demut üben.

5) Reiß mein Herz von allen Dingen,
die die Welt für scheinbar hält.
Hilf mir, mich in Demut schwingen
Über diese stolze Welt!
In der tiefsten Niedrigkeit
mach mich dir zum Dienst bereit,
dass ich dir im Geist anhange,
und sonst weiter nichts verlange.

6) Nimm die Decke von den Augen.
mach mich vom Gefängnis los.
Hier kann kein Gesetz was taugen,
Gnade nur macht frei und groß.
Lass, Herr, deine stille Pracht,
deiner Gottheit sel'ge Macht
mir noch hier, obschon im Dunkeln,
dennoch hell im Herzen funkeln.

7) O, wie freut sich meine Seele,
o, wie denk ich selig dran,
dass ich, frei von dieser Höhle,
dich dort ewig sehen kann,
in dem unermessnen Licht,
Angesicht von Angesicht! -
da, da werd ich nimmer fragen,
sondern fröhlich "Du bist's" sagen.

Text:
Melodie: Alle Menschen müssen sterben