1) Nachdem von Gott
ein Himmelsbot'
zu Manoha und seinem Weibe kame,
er aber ward
zu dieser Fahrt
von ihm gefragt: Wie heißet doch dein Name?
2) Da saget er:
auf dein Begehr
ich zur Antwort dir sicherlich dies sage:
mein heil'ger Nam'
ist Wundersam,
deswegen du mit nichten danach frage.
3) Nun dieses man
recht deuten kann
auf Jesum Christ und seinen großen Namen.
Er heißt fürwahr
auch Wunderbar!
weil Er Gott ist, und auch ein Weibes Same.
4) Der große Gott
senkt sich in Not,
wird als klein' Kind auf diese Welt geboren!
Ein Jungfräulein
muss Mutter sein,
und bleibet doch die Keuschheit unverloren.
5) Solch' Wunderkind
man nirgend findt!
Drum aller hier muss wunderlich zugehen.
Was er nur tut
ist alles gut!
Ein Christe kann es anders nicht verstehen.
6) Sehr wunderlich
ist, das Gott sich
ins Elend hat sehr tief zu uns gelassen!
Der da ist groß
der liegt im Schoß!
Der reichste Herr fühlt Armut ohne Maßen!
7) Sehr wunderlich
ist, dass er sich
mit Wundern g'nug allhier hat lassen sehen:
in aller G'fahr,
wie groß die war,
da ließ er ja der Wunder viel geschehen.
8) Wer da war blind,
sah auf geschwind!
Der Taube hört, der Lahm' und Krüppel ginge!
Der Aussatz ward
schön, rein und zart!
Zu reden bald ein stummer Mensch anfinge.
9) Wer auch war tot:
dem konnt', als Gott
und als ein Mensch, er Wunderhilfe schaffen,
der Tod Ihm war
ein Schlechtes gar,
er war nicht tot, vielmehr ein süßes Schlafen!
10) Ja, wunderlich
erwies Er sich,
da er tot war, in vielen Wunderdingen.
Der Sonnenschein
musst dunkel sein,
die Erde bebt', die Felsen mussten springen!
11) Der Vorhang dort
im heilig' Ort
der riss entzwei, die Gräber sich auf taten,
und stunden auf
ein großer Hauf'
der Heiligen aus ihren Todesnöten!
12) Ja, er selbst auch
ging aus dem Bauch
und seinem Grab, wie Jonas, der Prophete,
da er zuvor
das Höllentor
mit Macht aufbrach und da viel Wunder tate.
13) Darauf er fuhr
nach der Natur,
die er an sich hier in der Zeit annahme,
ins Freudenland,
zu Gottes Hand,
und alle Macht da völliglich bekame.
14) Da kann er nun
viel Wunder tun,
und wunderlich uns in der Not beistehen.
Sein Rat ist zwar
sehr wunderbar,
wenn es nicht wohl pflegt allzeit zuzugehen.
15) Er führt hinein
in Angst und Pein
und in das Kreuz die allerliebsten Seinen,
und ist denn oft
aus und verhofft,
wie es fast will für Menschen-Augen scheinen.
16) Doch wenn die G'fahr
am größten war,
und jedermann fast drinnen will verzagen,
da kann Er sich
denn wunderlich
erweisen erst in solchen Trübsalstagen.
17) Sein' Hand, die hat
viel Wundertat
erwiesen schon vorlängst in alten Jahre
an Pharao
und andern, so
die ärgsten Feind' der lieben Kirchen waren.
18) Der Wundermann
noch dieses kann.
Der Wundernam' allein Ihm muss gebühren.
Ist sein Rat zwar
sehr wunderbar,
so kann Er doch hinaus es Herrlich führen.
19) Nun dieses tu
noch immerzu,
Herr Jesu Christ, an deiner Christ-Gemeine
ist niemand hier,
der da helf' ihr,
so sei du nur ihr Wunderschutz alleine.
20) Sei auch mein Gott,
in meiner Not
und mir mit Hilf', als Wundergott, erscheine.
Denn sonst umsonst
alle Hilf' und Kunst
der Menschen ist! Du helfen kannst allein.
Manoha = Manoach ist im Tanach, der Hebräischen Bibel, der Vater des israelitischen Richters Samson, von dem berichtet wird, dass er mit einer unfruchtbaren Frau verheiratet war. Diese kam eines Tages nach Hause und berichtete, dass ihr ein Engel erschienen sei und ihr die Geburt eines Sohnes geweissagt habe.