Mensch, verlass dein faules Nest    

1) Mensch, verlass dein faules Nest,
du hast schon zu lang geschlafen.
Deiner Tage kurzer Rest
gibt dir noch genug zu schaffen.
Nimm die Gnadenzeit in Acht,
sei mit stärk'rem Ernst bedacht,
dem Verderben zu entgehen,
freudig vor Gericht zu stehen.

2) Gebe in dein Herz hinein,
dein Gewissen wird dir sagen:
du seist sündig und nicht rein,
dir gebühren Straf' und Plagen.
Moses drückt das Siegel drauf,
und hält deinen Lebenslauf
für verflucht und für verloren,
bis du neu aus Gott geboren.

3) Fühlst du denn mit Reu und Qual
deines Herzens tiefe Wunden,
blicke auf die Nägelmal,
die dein blutend' Lamm empfunden.
Bei der Menge deiner Schuld
halt dich an des Mittlers Huld.
Eile, wie gejagte Tauben,
in sein Herz mit festem Glauben.

4) Kriech fein tief in Jesu Brust,
ruhe gläubig, sanft und stille,
nähre dich mit froher Lust,
bei der offnen Gnadenfülle.
Lass dein Herz verschlossen sein,
will Gesetz und Welt hinein.
Lass das Eigenwirken bleiben,
Übe dich nur erst im Glauben.

5) Fühlst du aber eine Kraft,
die des Lammes Blut gewähret,
die, was noch von Sünden haft,
leicht wie Feuer froh verzehret.
Gehe bald in solcher hin,
töte deinen Adamssinn.
Was sich wider dich will regen,
wird sie stracks zu Boden legen.

6) Eile deinem Kleinod zu,
schau auf Zions lichte Höhen,
wo du einst in stolzer Ruh'
sollst das Lamm verkläret sehen.
Kehr nie rückwärts dein Gesicht,
und vergiss das Kreuz nur nicht,
trage es auf Brust und Rücken,
es wird dich gewiss erquicken.

7) Und so steh gegürtet da,
wartend auf den Hochzeitswagen,
lass nur dein Halleluja
kein Verzögern niederschlagen.
Reize bei dem Lautenklang
Öfters deinen Brautgesang,
komme doch, ach Jesu, komme,
komme! rufe deine Fromme.

Auch nach folgender Melodie zu singen: O der angenehmen Zeit

Text:
Melodie: Unbekannt