Mein Vater, zieh mich Schwachen    

1) Mein Vater, zieh mich Schwachen
mit neuen Kräften an.
Wenn Fleisch und Welt erwachen,
so zeige mir die Bahn,
auf der ich nach dem Streite
zum Eingang deiner Freude
dereinst gelangen kann.

2) Der alte Mensch der Sünden
bewohnet meine Brust,
du kannst das Herz ergründen.
Ja, dir ist wohl bewusst,
wie mich die Schulden drücken
und tausendfach berücken,
drum reiche mir die Hand.

3) Ich kann mir selbst nicht raten,
ich bin durchaus verderbt,
denn Adams Missetaten
sind auch auf mich geerbt.
das Gute tun und lassen
und alles Böse hassen,
steht wahrlich nicht bei mir.

4) Drum feure meine Sinnen
zum neuen Wesen an,
dass sie nur das beginnen,
was dir gefallen kann.
Gib neue Kraft und Stärke,
dass ich zu deinem Werke
bereit und willig bin.

5) Bin ich von dir gewichen,
so nimm mich wieder an.
Es hat dein Sohn verglichen,
was ich nicht leisten kann.
Der gibt mir armen Sünder
das Recht und Macht der Kinder,
der Erben deines Reichs.

6) Drum fliehet, Welt und Sünde!
Flieh, schnöde Fleischeslust!
Was Nebel, Rauch und Winde,
das seid ihr meiner Brust.
Ich bin zu Gott gezogen,
wie könnt' ich euch gewogen
und ihr mir tröstlich sein?

7) Mein Glaube, meine Liebe
verlangt kein solches Gut.
Des Höchsten reine Triebe,
des Geistes Feuerglut
beherrschen meine Sinnen,
drum hebet euch von hinnen,
bleibt ewiglich entfernt.

8) Du aber, meine Sonne,
mein Jesu, brich herfür.
Brich an in voller Wonne,
erschein und strahl in mir.
So wird der Tag entstehen,
die Finsternis vergehen
und alles helle sein.

9) Herr, der du angefangen,
vollführe selbst den Lauf,
befördre mein Verlangen,
hilf meiner Schwachheit auf
und lass auf tapfer' Ringen
mich in die Freude dringen,
die du verheißen hast.

Text:
Melodie: Herr Gott, nun sei gepreiset