Mein Jesus ist das Leben, das aus des Vaters Thron    

1) Mein Jesus ist das Leben.
Das aus des Vaters Thron
sich hat herabgegeben
in größten Spott und Hohn:
dass er den Tod bekämpfte,
der un' gefangen hielt,
und dessen Herrschaft dämpfte.
Die unser Geist gefühlt,

2) Mein Jesus ist die Sonne,
ein Licht und Klarheits-Meer,
es gleichet seiner Wonne
nicht aller Sternen-Heer:
er tilgt mit seinen Strahlen
der Sünden dunkle Nacht,
die un' in vielen Qualen
die Zeit so lang gemacht.

3) Wann ich im Geist ersehe.
Mit welchem Wunderliche
der Aufgang aus der Höbe
den dicken Nebel bricht.
Und unsre Herzen füllet
mit seiner Gnaden Schein,
so wird mein Leid gestillet.
Und ich kann fröhlich sein.

4) Uns arme blinde Heiden,
die das Gesetz verflucht,
hat nach so langem Leiden
dies Sonnenlicht besucht.
Und aus des Todes Schatten
mit Macht heraus geführt.
Und die kein Licht nicht hatten,
mit reinstem Licht geziert

5) Mein Jesus ist die Wahrheit,
die aus dem Himmel fleußt.
Sein Wort ist lauter Klarheit,
es sättigt meinen Geist.
Ich werd in meiner Seelen
auf's kräftigst überzeugt,
mein Fuß kann nimmer fehlen.
Mein Zweifel wird gebeugt

6) Mein Jesus ist ein Öle,
das alle Wunden heilt:
das alles Weh' der Seele
im Augenblick zerteilt.
Ja seine Kraft durchdringet
uns unser Mark und Bein,
es reiniget und zwinget,
was uns will schmerzlich fein.

7) Mein Jesus ist die Quelle.
Die voller Honig fließt.
Die Augen werden belle,
wer diese Kost genießt.
Das Herze wird durchgossen
mit größter Lieblichkeit,
mit Freuden überflössen,
mit Wollust überstreut.

8) Mein Jesus ist ein Brunnen,
der Kühlungswasser führt,
wann uns die Hitz der Sonnen
bei hohem Mittag rührt.
Er tränket, wäscht und stärket,
ist lieblich anzusehn:
wer aus sein wirken merket,
bleibt voll Verwundrung stehn.

9) Mein Jesus ist die Ruhe,
die meinen Geist entzückt,
wenn ich hart kämpfen tue.
Wie sehr werd ich erquickt:
hier stillt sich mein Verlangen,
wenn sich mein matter Fuß
ganz müde hat gegangen,
dass er fast sinken muss.

10) Da hält mich sein Erbarmen,
er hemmt des Kreuze' Lauf,
er greift mir nach den Armen
und hilft mir wieder auf.
Er setzt mich sanfte nieder
in seinen Liebesschoß.
Gibt mir die Kräfte wieder,
und macht mich Schmerzen los.

11) Er wischt mir Schweiß und Tränen,
wann ich gestritten Hab,
nach langem Ach und Sehnen,
von meinen Wangen ab.
Da labt er mich, sein Kinde,
und spricht mir freundlich zu.
Dass ich denn wahr befinde,
mein Jesu' ist die Ruh,

12) Mein Jesus ist die Weide,
die Lebenskräuter trägt.
Ach welche Himmelsfreude
wird doch in mir erregt,
wann er sich mir entdecket.
Wenn meine matte Brust
in dieser Weide schmecket
den Zucker seiner Brust!

13) Mein Jesus ist ein König,
ich bin sein Untertan,
wie? dünkt mir dies zu wenig?
So höre ferner an:
wie hoch bin ich erhoben.
Obwohl ich Asche bin.
Sein inneres Verloben
krönt mich zur Königin.

14) Mein Jesus ist die Liebe,
es sind in seinem Geist
sonst keine andre Triebe,
als was man Lieben heißt.
Er liebt uns so getreulich,
er ist so zarter Huld,
kein Sterben zu abscheulich,
er leidet' mit Geduld,

15) O Liebe! deine Werke
sind unermesslich groß!
O Liebe! deine Stärke
ist grund- und grenzenlos!
Durch dich sind ganz bezwungen
die Feinde schwarzer Nacht.
Durch dich ist uns gelungen,
dass wir sind frei gemacht..

16) Mein Jesus ist die Freude,
der Ursprung aller Lust:
nur Wonne, Wollust, Weide
bewohnet seine Brust.
Wem er sich kund will machen.
Der kann bei größter Not
auch in den Flammen lachen.
Erfreut sich auch im Tod.

17) Du Torenfreud der Erden,
entweiche fern von mir!
Mein Jesus soll mir werden.
Darum entsag ich dir:
du kannst nicht lange dauren:
er bleibt in Ewigkeit:
du bringst am Ende Trauern,
er nichts als Seligkeit.

18) Mein Jesus ist der Frieden,
dann da der Sünden Macht
von Gott uns abgeschieden,
hat er den Frieden bracht:
denselben zu erwerben,
(O blutiger Gewinn!)
gab er in Tod und Sterben
sich selbst für uns dahin.

19) Wer dieses Pfand besitzet,
so sehr die Sünde dräut,
so grausam Moses blitzet,
und Fluch und Sterbe' schreit:
so sehr die Feinde klagen,
so liegt ihm nichts daran.
Die Schrift ist angeschlagen,
die uns verdammen rann.

20) Mein Jesus ist ein Vater,
er ist mir gar geneigt:
es hat mich mein Berater
durch Geist und Wort gezeugt.
Mit seiner Milch erzogen,
mit seiner Kost gespeist,
mit Fülle zugewogen,
was gut und selig heißt.

21) Mein Jesus ist die Blume,
die Lilie im Tal.
Die Rose von Idume,
man preist sie überall.
Wie Herrlich und wie reine,
wie schön ist doch ihr Kleid!
Es übertrifft ihr Scheine
der Sonnen Heiterkeit.

22) Du frische Morgenrose,
was hab ich doch gefühlt.
Als dich mein Geist genosse.
Wie war mein Herz erkühlt?
Du wirst der Schmerzen Meister,
dann dein Geruch entzückt
die schwachen Lebensgeister,
die Roth und Kummer drückt.

23) Mein Jesus ist mein Himmel
und meine Seligkeit:
in diesem Weltgetummel
ein Schloss der Sicherheit.
Die Burg, dahin ich fliehe,
wann mir der Satan droht.
Der Port, dahin ich ziehe
in meiner Sterbensnot.

24) Mein Jesus ist mein Alles,
was ich nur wünschen mag.
Ich achte keines Falles,
wann ich ihn mit mir trag.
Im Sterben und im Leben,
in Zeit und Ewigkeit,
kann sein Besitz uns geben.
Was ewiglich erfreut.

25) O Jesu, Wort voll Segen!
Voll Nachdruck, voller Saft!
Du edler Balsamregen!
Du reine Himmelskraft!
Du allerschönster Name!
Du allerschönste Kost!
Du lautrer Lebenssame!
Du allergrößter Trost!

26) Ach, lasse doch auf Erden,
mich noch so selig sein,
in dich gezückt zu werden,
verklärt in deinem Schein:
dass ich, befreit von Sünde,
was deiner Braut bewusst,
dein Leben auch empfinde
im Innersten der Brust.

27) Ach rufe meiner Seele,
wann sie nach deinem Rat
einst diese Unglückshöhle
zu hinterlassen hat.
Durch deines Geistes Stimme
zum Vorschmack jener Ruh,
dass ich es noch vernimme.
Dich selbst, o Jesu, zu!

Text:
Melodie: Unbekannt