Mein Jesu, trautes Gotteskind    

1) Mein Jesu, trautes Gotteskind,
du Schülerchen und großer Lehrer,
du Prediger und frommer Hörer,
von dem der Weisheit Balsam rinnt,
du führest mich durch dein Exempel
nebst andern in den heilgen Tempel,
darinnen man Gott ehrt und hört,
wie er uns seine Wege lehrt.

2) Du bist mein schöner Morgenstern,
nachdem ich allzeit sehnlich sehe,
zu dem ich Herzensseufzer wehe,
zieh mich dir nach, so folg ich gern.
Lass immer mit dem frommen Haufen
dahin mich höchst begierig laufen,
wo man in deinen Tempel dringt
und dir die reinen Opfer bringt.

3) Bewahre meinen Gang und Fuß,
wenn ich darein, und vor dich trete,
und wenn ich gläubig vor dir bete,
so nimm von mir den Andachtsgruß
als einen schwachen Kuss der Lippen,
als einen Schall von Kreuzesklippen.
Nimm aus der Augen Jammerkahn
die bittern Tränen gnädig an.

4) Dein Lehrstuhl sei mein offnes Ohr,
dein Tempel mein zerknirschtes Herze,
mein Glaube deine helle Kerze,
mein lobend Mund dein singend Chor.
Lass dir mein kindlich schlechtes Lallen,
o liebster Jesu, wohl gefallen,
belehre selber mich recht wohl,
wie ich dir treulich dienen soll.

5) Entweiche nicht von mir, mein Heil,
lass mich dich nimmermehr verlieren,
lass mich nichts von dir abe führen.
verbirgst du dich, mein bestes Teil,
so bleibe nur von mir nicht lange,
dein Wegsein macht mir allzu bange.
Wo du mich ließest tränend stehn,
müsst ich vor Herzeleid vergehn.

6) O Seelenschatz, verlass mich nicht,
vertreiben dich ja meine Sünden,
so lass dich wieder gnädig finden,
du bist mein Trost und Freudenlicht.
Lass dich doch wiederum erblicken,
und mich dein süßes Wort erquicken.
Geselle wieder dich zu mir,
denn ich gehöre ja nur dir.

7) Regiere du selbst meinen Lauf,
und richte mein Gemüt und Sinnen,
ja, alles Dichten und Beginnen,
allein zu dir, zu dir hinauf.
Will gleich dein Nazareth mich hassen,
im Lazarett betrübt verlassen,
verachtet mich auch Bethlehem,
so bleibet mir Jerusalem.

8) Jerusalem, die Gottesstadt,
wo lauter Auserwählte wohnen,
wo man vor Kreuzes-Himmelskronen
und süßen Trost die Fülle hat.
Wo dir, o Gott, die Cherubinen
und so viel tausend Engel dienen,
da wünsch ich mir zu kehren ein,
da soll mein ewig' Bleiben sein.

abe führen = ab-, wegführen

Text:
Melodie: Unbekannt