Mein Jesu, spare nicht die Strahlen deiner Güte    

1) Mein Jesu, spare nicht die Strahlen deiner Güte,
greif meinen trüben Geist mit Himmels-Blicken an:
du kennst den kalten Dunst, vor dem sich mein Gemüte
zu dem, was Andacht heißt, nicht recht erheben kann:
lass meiner Schwachheit Eis zerrinnen,
dass ich dir opfern kann den Weihrauch meiner Sinnen.

2) Die Sehnen mangeln mir, ich kann mich selbst nicht leiten,
mein Leib ist ein Spital, darin die Seele krankt:
lass deine Gütigkeit ein Pflaster mir bereiten,
und mache, dass mein Geist nicht aus dem Wege wankt:
lass mich doch auch das Blut genießen,
das deiner Liebe Strom ließ aus der Seite fließen.

3) Willst du, o Hirte! denn mich armes Schaf verlieren?
Soll die Verzweifelung mir eine Wüste sein?
Soll ich forthin nicht mehr die süße Stimme spüren?
Schließt mich der Himmel aus, und die Verdammnis ein?
Bin ich darum ein Mensch geboren,
dass ich zu Ach und Weh soll werden auserkoren?

4) Bist du die Reinigkeit, so tilge meine Sünden:
bist du die Gütigkeit, so stoß mich nicht von dir:
bist du der Menschen Arzt, so wirst du mich verbinden:
bist du das große Licht, ach Herr! so leuchte mir.
Mein Jesu! wasche meine Wunden,
du bist ja nicht gesandt von wegen der Gesunden.

5) Ich suche nichts, als dich, ach! stoß mich nicht zurücke,
lass mich verirrtes Schaf bei deiner Herde stehn.
Verschließ doch nicht vor mir die süßen Himmels-Blicke,
und lass mich endlich auch in diese Wohnung gehn,
wo ohne Ändrung Grenz und Zeiten
uns wird die Ewigkeit das Paradies bereiten.

Text:
Melodie: Unbekannt