Mein Jesu, der du vor dem Scheiden    

1) Mein Jesu, der du vor dem Scheiden
in deiner letzten Trauernacht
uns hast die Früchte deiner Leiden
in einem Testament vermacht:
es preisen gläubige Gemüter
dich Stifter dieser hohen Güter.

2) So oft wir dieses Mahl genießen,
wird dein Gedächtnis bei uns neu.
Man kann aus frischen Proben schließen,
wie brünstig deine Liebe sei.
Dein Blut, dein Tod und deine Schmerzen
erneuern sich in unseren Herzen.

3) Es wird dem zagenden Gewissen
ein neues Siegel aufgedrückt,
dass unser Schuldbrief sei zerrissen,
dass unsre Handschrift sei zerstückt,
dass wir Vergebung unsrer Sünden
in deinen blut'gen Wunden finden.

4) Das Band wird fester zugezogen,
das dich und uns zusammenfügt.
Die Freundschaft, die wir sonst gepflogen,
fühlt, wie sie neue Stützen kriegt.
Wir werden mehr in solchen Stunden
mit dir zu einem Geist verbunden.

5) Dies Brot kann wahre Nahrung geben,
dies Blut erquicket unsern Geist.
Es mehrt sich unser inners Leben,
wenn unser Glaube dies geneußt.
wir fühlen neue Kraft und Stärke
in unserm Kampf- und Glaubenswerke.

6) Wir treten in genauere Bande
mit deines Leibes Gliedern ein,
mit denen wir in solchem Stande,
ein Herz und eine Seele sein.
Der Geist muss mehr zusammenfließen,
da wir ein Fleisch und Blut genießen.

7) Dein Fleisch muss uns zum Pfande dienen,
dass unser Fleisch, das Schwachheit voll,
einst Herrlich aus dem Staube grünen
und unverweslich werden soll.
Ja, dass du uns ein ewig' Leben
nach diesem kurzen werdest geben.

8) O teures Lamm, so edle Gaben
hast du in dieses Mahl gelegt.
Da wir dich selbst zur Speise haben,
wiewohl ist unser Geist verpflegt!
Dies Mahl ist unter allen Leiden
ein wahrer Vorschmack solcher Freuden!

9) Dir sei Lob, Ehr' und Preis gesungen,
ein solcher hoher Liebesschein
verdient, dass aller Engel Zungen
zu dessen Ruhm geschäftig sein.
Wird unser Geist zu dir erhoben,
so wird er dich vollkommner loben.

Text:
Melodie: Unbekannt