1) Mein Heiland, der du von der List
der tollen Welt geprüfet bist
und stets zu ihrer Schand entgangen,
verleih mir deiner Weisheit Licht,
damit mich Schein und Vorwitz nicht
durch ihr verstelltes Wesen fangen.
2) Wie leichtlich strauchelt die Vernunft
so gar auch bei gelehrter Zunft,
wenn nicht dein Geist den Witz begleitet.
Man fährt oft über Berg und See,
doch fehlt der Aufgang aus der Höh,
so wird man stets in Nacht geleitet.
3) Es teilet deine Gütigkeit
die Gaben mit viel Unterscheid:
der eine lehrt, der andre schützet,
dem wird der Zepter zugedacht
und jener in den Staub gebracht,
den man zur Fruchtbarkeit beschwitzet.
4) Gib mir nur, was dir wohlgefällt,
und lass mich allzeit auf der Welt
auch jeglichem das Seine geben.
Gott nimmt, was mein Vermögen kann,
ein redlich Herz vor Opfer an,
die Obrigkeit mein Blut und Leben.
5) Wie ruhig fahr ich einmal hin,
wenn ich bei mir versichert bin,
dass ich dem Nächsten treu gedienet.
Schmückt dieser Ruhm den Leichenstein,
so will ich mehr zufrieden sein,
als dessen Schwert von Lorbeern grünet.