Mein Gott, ich klage mich    

1) Mein Gott, ich klage mich
bei diesem Abend an.
Was hab ich diesen Tag
für Eitelkeit begangen!
Wie viel hab ich getan,
woran die Weltlust hat so hart und fest gehangen!

2) Wenn ich die Gnadenzeit,
die du auch diesen Tag
mir väterlich gezeigt,
in stillem Sinn bedenke,
ist mir's ein Donnerschlag,
wobei ich mich, Herr, über meinen Undank kränke.

3) Ach Herr, wo soll ich hin?
O geh nicht ins Gericht!
Ich kann auf Tausend sonst
nicht eines Antwort geben.
O Herr, verstoß mich nicht,
lass deines Sohnes Blut dein Zürnen gnädig heben?

4) Mein Heil hat in der Nacht
viel Schmach für mich erduldt.
O, lass doch dies Verdienst
auch meine Schuld bedecken.
Verbirg mit deiner Huld
auch an mir, o mein Gott, der Sünden Schuld und Flecken.

5) Ich hüll mich ganz und gar
in seine Wunden ein.
In diesem Bette kann
mich, Herr, dein Grimm nicht schlagen,
denn seine Todes-Pein
hat Zahlung g'nug für mich und meine Schuld getragen.

6) Ich steh also verbürgt
dich, Herr, um Beistand an,
du wollst auch diese Nacht
mich väterlich behüten,
dass das, was schaden kann,
ganz ferne von mir sei von Seel', Leib, Hab und Hütten.

7) Vor Feu'r- und Wassersnot,
vor Krieg und Mordgeschrei,
vor Dieben und vor Furcht,
vor bösem schnellem Sterben,
halt mich auch heute frei
und lass mich nimmermehr an Leib und Seel' verderben.

8) Deck mich mit Segen zu,
gib einen süßen Schlaf.
Im Träumen heiße mich,
Herr, nur an dich gedenken.
Und lass mich, wie ein Schaf,
auch wenn ich schläfrig bin, aus deinen Brüsten tränken.

9) Nimm auch die Meinigen,
nimm deine Christenschar,
o Vater, voller Huld
in deine treue Wache,
damit sich nicht Gefahr
zu unserm Leib und Seel' mit ihrem Wütem mache.

10) Erweck uns morgen früh
zu rechter Dankbarkeit,
und hilf, dass wir gesund,
mit all dem Unstern, bleiben.
Käm auch der Tod noch heut',
so hilf uns fest an dich bis an das Ende gläuben.

Text:
Melodie: Wenn ich in Angst und Not mein Augen heb empor