1) Mein Gott, du prüfest Herz und Nieren,
du siehest die Gedanken ein.
Du weißt, was wir im Sinne führen
und hassest allen falschen Schein.
Du bringest alles an den Tag
was noch so tief verborgen lag.
2) Lass mich in meinem Christentume
die Heuchelei von Herzen fliehn.
Es dienet mir zu keinem Ruhme,
wenn ich den Gräbern ähnlich bin,
die man von außen schön geschmückt,
von innen doch voll Asch' erblickt.
3) Die Frömmigkeit liebt kein Verstellen,
sie braucht der falschen Schminke nicht.
Die sich den Heuchlern zugesellen
vermeiden gern der Wahrheit Licht.
Wer ein rechtschaffnes Wesen hat,
beweist es auch in Wort und Tat.
4) Ach, lass mich deiner ja nicht spotten,
denn solches tut ein Heuchel-Christ.
Du drohest alles auszurotten,
was ein geschminktes Wesen ist.
Wer böse ist, der bleibet nicht
vor deinem hellen Angesicht.
5) Lass mich nicht in Schafs-Kleidern gehen
und äußerlich voll Heiligkeit,
von innen Wölfen ähnlich sehen,
die grausam und voll Wut und Neid.
Denn dieses ist nur Judas-Art,
der küssend ein Verräter ward.
6) Bekenn ich dich mit meinem Munde,
so lass es auch vom Herzen gehn.
Und mich in deinem Gnadenbunde
durch frommen Wandel feste stehn,
dass keine Falschheit mich betört,
noch in der Einfalt Christi stört.
7) Was hilft es, vor den Menschen prangen,
vor Gottes Augen hässlich sein?
Soll ich den wahren Schmuck erlangen,
so kleide mich in Tugend ein,
die ungefärbt und lauter ist,
die liebet nur ein wahrer Christ.
8) So gibt mir auch ein gut' Gewissen,
im Kreuze lauter Freudigkeit.
Und wenn sich schon die Augen schließen,
geschieht es ohne Angst und Leid.
Mein Tod befördert mich dahin,
wo ich vollkommen heilig bin.