1) Mein Gott, du bist gerecht, ich aber muss mich schämen,
der ich bekennen muss, dass du der Felsen Last
ganz billig über mich verhänget hast,
weil ich mich weigerte, dein Joch auf mich zu nehmen.
Du lässest mich mit Recht an Babels Wassern sitzen
und in den Banden schwitzen.
2) Es ist der Sünden Schuld, des Ungehorsams Rute,
du schlügest wahrlich nicht, wenn ich unschuldig wär.
Ach ja, ich habs verdient, und tausendfach noch mehr:
doch siehest du, mein Gott, wie mir dabei zu Mute.
Mein Herz besorget fast, ob du von diesen Ketten
mich endlich wollest retten.
3) Ich weiß ja freilich wohl, du bist ein Gott der Gnaden,
doch wie du gnädig bist, so bist du auch gerecht.
Ich aber, als ein Schalk und böser fauler Knecht
hab immer neue Schuld und Zorn auf mich geladen,
vielleicht verletzest du, wenn du mich willst erlösen
durch dein so reines Wesen.
4) Was ist das für ein Lied, das ich dich höre singen,
bedrängter, armer Geist, es klinget ja gar tief,
hast du denn etwa schon von Gott den Scheidebrief,
dass du in dein Gemüt solch Zagen lässest dringen?
Komm, höre! Komm, vernimm mit einem offnen Ohre:
ein Lied im höhern Chore.