Mein erstgeborner Bruder sei gepriesen    

1) Mein erstgeborner Bruder, sei gepriesen,
dass du an uns dich hast zu Tod geliebt,
mit Bluten uns dein Bruderherz erwiesen,
und uns zu gut im Leiden dich geübt.
Was fiel auf dich für Schrecken, Angst und Schmerz,
uns zu erlösen von dem Ungeheur!
Wie brannte dir für uns ein Höllenfeur?
Wie wallte uns zum Heil dein Bruderherz?

2) Nun kannst du deiner Brüder dich nicht schämen,
du nimmst dich ihrer Not recht herzlich an.
Wenn niemand kann die Angst vom Herzen nehmen,
so machst du über Denken, Luft und Bahn.
Du machest wund, und machest wieder heil,
du gibst in Ohnmacht wieder neue Kraft,
du bist's, der auch im Tode neues Leben schafft,
du bist und bleibest doch das beste Teil.

3) Ja, ja, du bist's, dich loben deine Brüder,
wenn du sie lässt auf's neu' die Probe sehn,
und trittst mit Ernst hin unter deine Glieder,
und bindest eins, da muss der Nordwind wehn.
du stellest dich, als hättest du nicht mehr
zu ihnen Lust, weil sie nicht dankbar sind,
sie werden fast an deinem Herzen blind,
als ob's nicht mehr voll Bruderliebe wär.

4) Indessen, wenn du schneidest, stichst und brennest
dein Glied, dass es samt seiner Brüder Schar
beschämet wird, weil du am besten kennest,
was sie verdient, - dann wird erst offenbar
dein Aug' und Herz, das sieht und jammernd ist,
dass du recht brüderlich es mit uns meinst,
und in der Zeit der Not zur Hilf' erscheinst,
dass du fürwahr uns ein Nothelfer bist.

5) Nun tue auf, Herr, deinem Knecht die Lippen,
dass sein Mund nur verkünd'ge deinen Ruhm,
zerbrich dadurch der Sünden Berg und Klippen,
umfasse uns mit Güte um und um,
mehr über uns deine Barmherzigkeit,
dass wir recht brüderlich uns zu dir tun,
und als ein Mann in deinem Herzen ruhn,
und stehn vereint zu deinem Lob bereit.

6) Es müsse nun dein Blut und deine Wunden
uns allen neu und recht erquickend sein,
dass wen dies Gnadenwort noch nicht gefunden:
"Ich, ich dein Bruder bin und bleibe dein",
dass der bald komme tief gebeut zu dir,
und wer dich kennt, an deiner Gnad' und Treu'
sich täglich mehr ergötz' und freu',
bis dass dein Ruhm erschalle für und für.

7) Nun, unser Bruder, Retter, Arzt und Leben,
wir opfern dir auf's neue Herz und Sinn,
und bitten, wollest uns noch Hirten geben,
die in dein Herz und Wort uns locken hin.
Gieß aus ins Herz die keusche Bruderlieb',
verklär' dich selbst im innern Seelengrund,
und fülle unser aller Herz und Mund
mit deinem Lob und stetem Liebestrieb.

Text:
Melodie: So führst du doch recht selig, Herr