1) Mag ich Unglück nicht widerstahn,
muss Ungnad han,
der Welt für mein recht' Glauben,
so weiß ich doch und ist mein Kunst:
Gotts Huld und Gunst,
die muss man mir erlauben.
Gott ist nicht weit,
ein' kleine Zeit
er sich verbirgt,
bis er erwürgt,
die mich sein's Wort berauben.
2) Geborn wird doch von Mutterleib
kein Mann, noch Weib,
das schwere Trübsal leide,
als dulden muss nach deinem Wort,
o treuer Hort,
ein Schäflein deiner Weide.
Viel' Backenstreich
und Natternstich
auf mich geschwind
gerichtet find',
von Freunden und von Feinden.
3) Gott, du weißt wohl, dass mir auf Erd'
dies widerfährt
um deines Namens willen.
Wie kannst du leiden diesen Streit
so lange Zeit,
und schweigen dazu stille?
Dein Abendmahl
und ewig' Wahl,
dein Majestät
und Herrlichkeit
sind Stein des Anstoß worden.
4) Zudem muss Christ, dein lieber Sohn
im höchsten Thron,
sein Blut verleugnen lassen,
als wär' es nicht am Kreuzesstamm
recht wundersam
für alle Welt vergossen.
Ach wird, o Gott,
mit Hohn und Spott
die werte Tauf'
in diesem Lauf
sehr greulich angefochten.
5) Gleich wie der Flachs, noch unformiert,
gebrochen wird,
so muss dein Wort herhalten.
Die Zwingler wollen über dich
ganz meisterlich
mit ihrem Dünkel walten.
O Gottes Sohn,
du werte Kron',
dass du sollst sein
ihr Schülerlein,
ist mir ein Stein am Herzen.
6) Und wenn ich bitterlich bewein'
den schweren Stein,
und über deim Wort halte,
dann muss ich mit dem Eifer mein
ein Liedlein sein
bei Jungen und bei Alten.
Schmach, Hohn und Gift,
was dich betrifft,
das fällt auf mich
ganz jämmerlich,
dass mir die Tränen fließen.
7) Traurig seufz ich und bet im Staub,
dein' Turteltaub',
schau doch mein Augenbrunnen,
welch' über dein' und meine Feind'
fast beide sind
von Weinen ausgeronnen,
weil das Gespei
und Heuchelei
mit Trug und List
weit um sich frisst
und will kein Ende nehmen.
8) Getreuer Gott, mein Seele weiß,
was du verheißt,
das ist doch alles Amen.
wie lang willst du denn spotten la'n
auf diesem Plan
dein' ehrenreichen Namen?
Was birgst du dich
und schauest nicht,
wie zu dir schreit
dein' Christenheit,
lass mich dein Herz doch rühren!
9) Verlass mich nicht, es trifft dich an,
o Gottes Lamm!
Ich bin ein Gast auf Erden,
um deines Namens willen schon.
Ein jedermann
an mir will Ritter werden.
Der höll'sche Drach'
mit Ungemach
sein grausam' Flut
auswerfen tut,
nach mir und meinem Samen.
10) Vor wem schrickst du, mein' arme Seel'?
Gott ist dein Heil,
auf Jesum Christ vertraue.
Er ist dein Hilf', dein Trost und Stärk',
sei still und merk,
groß Wunder wirst du schauen.
Bei Gottes Ehr'
und reiner Lehr
halt fest und leid
all' Schmach und Neid,
Gott wird dein' Sach' ausführen.
11) Zu Gott ruf ich, der wird mich doch
erretten noch
aus diesen Marterwochen.
Wer mich angreift, der kränket ihm
sein Äugelein,
das bleibt nicht ungerochen.
mein Augensaft
steigt auf mit Kraft
und lässt nicht ab,
bis er herab
vom hohen Himmel schaue.
12) Wer ruft und schreit die Luft so voll?
Gott kennt sie wohl,
sein Kirch', sehr hoch betrübet.
Ich glaub in Gott, das ist die Sünd',
darum der Feind
sein Mütlein an mir kühlet.
Ich muss jetzt sein
das Waiselein.
Doch, liebe Herrn,
pocht nicht zu sehr,
Gott wird mich nicht verlassen.