Leicht und schwer ist meine Seele    

1) Leicht und schwer ist meine Seele.
Leicht und schwingt sich aus der Höhle
ihres Leibes, unbeschwert
von dem Fressen und dem Saufen
und der Nahrung Sorgehaufen:
schwer und erdenwärts gekehrt,
wo sie sich, zu ihrem Schaden,
mit dem Irdnen hat beladen.

2) Will ich nun zu Gotte steigen,
darf ich mich zur Welt nicht neigen.
Auf zwei Scheiben zielt man nicht.
Und, wie mag auch sichtbar werden
Himmel und zugleich auch Erden
in des Spiegels Angesicht?
Eines will ich nur erwählen,
und dem Himmel mich vermählen.

3) Himmel, du bist mein Vergnügen!
Erde, du magst bleiben liegen.
Himmel, du bist meine Lust!
Erde, Last, ich nehme Flügel,
du sollst mir nicht sein ein Riegel!
Himmel, du erfreust die Brust!
Und, nach lauter Himmels-Dingen
will ich hier auf Erden ringen.

4) Himmel, du bist mir erlesen,
als ein honigsüßes Wesen!
Erde, Gall, du machst mich krank!
Himmel, deine Balsamgüte
riechet lieblich dem Gemüte!
Erde, du bist ein Gestank!
Himmel, dein Gut mir bestehet!
Dieser Erdentand vergehet!

Text:
Melodie: Unbekannt