1) Lehre mich, Herr, recht bedenken,
was wahrhafte Weisheit sei.
Meinen Fleiß darauf zu lenken,
stehe mir aus Gnade bei.
Denn die Klugheit, die die Welt
ohne Grund für Weisheit hält,
fördert nicht mein Wohlergehen
und wird nie vor dir bestehen.
2) Weisheit ist's, wenn unsre Seelen
sich, Herr, deines Wortes Licht
nur allein zum Leitstern wählen
und mit fester Zuversicht
diesem Licht sich anvertraun.
Denn, die folgsam darauf schaun,
ihre Hoffnung darauf gründen,
werden Heil und Leben finden.
3) Weisheit ist es, danach trachten,
recht mit sich bekannt zu sein,
sich nicht schon vollkommen achten
und den Eigendünkel scheun,
gern auf seine Fehler sehn,
reuig sie vor Gott gestehn,
eifrig stets nach Bess'rung streben
und doch nie sich stolz erheben.
4) Weisheit ist es, Christum ehren,
seiner Mittlers-Huld vertraun,
die auf seine Stimme hören,
und auf seinen Wandel schaun,
dass man falsche Wege flieht
und mit Eifer sich bemüht,
seinem Bilde hier auf Erden
immer ähnlicher zu werden.
5) Weisheit ist es, alles meiden,
was mit Reu' das Herz beschwert,
und sich hüten vor den Freuden,
die der Sündendienst gewährt.
Eitlen Ruhm, der bald verblüht,
Lust, die im Genuss schon flieht,
nicht für wahre Wohlfahrt achten,
nein, nach bessern Gütern trachten.
6) Weisheit ist es, Gottes Gnade
sich auf seinem Ziel ersehn,
und auf seiner Wahrheit Pfade
diesem Glück entgegen gehn,
gern nach Gottes Willen tun,
froh in seiner Fügung ruhn,
und, wenn Leiden uns beschweren,
hoffend mit Geduld ihn zu ehren.
7) Weisheit ist es, stets bedenken,
dass wir hier nur Pilger sind,
Wunsch und Hoffnung dahin lenken,
wo die Seele Ruhe findt.
Seine Augen unverwandt
nach dem ew'gen Vaterland
richten und sich hier bestreben,
wie man droben lebt, zu leben.
8) Diese Weisheit ist auf Erden,
höchster, unser bestes Teil.
Die von dir geleitet werden,
deren Weg ist Licht und Heil.
Solche Weisheit kommt von dir.
Gott, verleihe sie auch mir!
Lass sie mich zu allen Zeiten
auf den Weg des Friedens leiten.