Lässt mich doch mein Jesu nicht    

1) Lässt mich doch mein Jesu nicht,
was betrübt sich denn mein Herze?
Er ist, der mir selbst verspricht,
dass er sei die Morgenkerze,
die durch Tod und Leben bricht.
Ach, mein Jesus lässt mich nicht.

2) Scheinet es gleich mit der Zeit,
ob er mir den Rücken kehrte,
und kein Licht der Freundlichkeit
meiner Seele mehr gewährte.
Bald erseh ich sein Gesicht:
denn mein Jesus lässt mich nicht.

3) Setzet gleich an meinen Geist
mit viel rasend' Ungewitter
alles, was nicht Jesus heißt,
dass mir Leib und Seele zittert
und die Kraft des Lebens bricht,
lässt mich doch mein Jesus nicht.

4) Ist mein Leib gleich abgezehrt,
dass er gleich den trocknen Scherben,
ist mein Zustand gleich verkehrt
in recht sichtbares Verderben,
dass man mir die Welt abspricht:
lässt mich doch mein Jesus nicht.

5) Wenn ich gleich nur seufzen kann
und kaum wie ein Würmlein kriechen,
dass sich zeigt die letzte Bahn
von so vielen Todesstichen,
bleibt er doch mein Arzt und Licht,
denn mein Jesus lässt mich nicht.

6) Er führt mich bei seiner Hand,
dass nicht meine Seele falle,
sein Geist leitet den Verstand,
dass mein Mund nicht sündhaft lalle,
wenn mir Kraft und Trost gebricht:
denn mein Jesus lässt mich nicht.

7) Ach, so bleib, mein Hort, in mir,
und lass mich gesichert glauben,
dass ich Ärmster auch in dir
soll ein ewig' Gliedmaß bleiben!
Dies sei meine Zuversicht,
denn mein Jesus lässt mich nicht.

8) Stürme Satan, Welt und Tod!
Hölle drohe, Sünde wüte!
komm auch an, du letzte Not
und erkälte mein Geblüte!
Unverrückt bleibt meine Pflicht,
denn mein Jesus lässt mich nicht.

9) Also soll mein letzter Preis
und mein letzter Seufzer klingen,
wenn der allerletzte Schweiß,
wird die letzte Kraft verdringen
in rechtschaffner Glaubens-Pflicht:
mein Herr Jesus lässt mich nicht.

10) Wenn mein Geist in jener Welt
wird das erste Wörtlein sprechen,
ach, so soll in Jesu Zelt
dieses dankbar von ihm brechen:
Jesus, du getreues Licht!
Mich hast du gelassen nicht.

Text:
Melodie: Meinen Jesus lass ich nicht