Kommt, die ihr nicht gewohnet seid    

1) Kommt, die ihr nicht gewohnet seid
euch selbsten abzusagen,
die ihr nur pflegt zu aller Zeit
nach Ehr' und Lust zu fragen:
seht Jesum, euer Vorbild, an
und lernt euch heilsam schämen.
Lasst euern Fuß auf seine Bahn
sich ungesäumt bequemen.

2) Gott war sein höchstes Gut allein,
sein Alles und in Allen.
Er ließ sich Nichts gefällig sein,
als dessen Wohlgefallen.
Den Willen dess', der ihn gesandt,
in Einfalt auszurichten,
das war die Arbeit seiner Hand,
der Inhalt seiner Pflichten.

3) Sein Geist war schon der Zeit entführt,
der Ewigkeit geschenket.
Er ward durch keine Lust gerührt,
durch keinen Schmerz gekränket.
Dann fand man ihn betrübet stehn,
wenn er die Bosheit sahe,
dann hat man ihn sich freuen sehn,
wenn Gottes Werk geschahe.

4) Ward Fleischesehr' ihm angetan,
so wollt er sie nicht haben.
Er sprach: "Ihr kommet unrecht an,
hinweg mit euren Gaben!"
die Wollust, so die Welt verspricht,
verlangt er nicht zu schmecken.
Er sprach zur Lust: 'Dich kenn ich nicht'
und ließ sich nicht beflecken.

5) Es konnte nichts, was irdisch heißt
in seine Seele dringen.
Sein ganz mit Gott verbundner Geist
war frei von Mammons Schlingen.
Er sah sich dürft'ge Eltern aus,
ward arm, uns reich zu machen
und hatte selbst kein eigen Haus,
der Erbe aller Sachen.

6) Sein Wille blieb auf ebner Bahn,
doch macht er seinen Willen
des Vaters Willen untertan,
den kam er, zu erfüllen.
Er hatte keinen Tropfen Blut,
der sich für Gott nicht regte
und der sich nicht dem höchsten Gut
zu seinen Füßen legte.

7) Gib mir, mein Heiland, Kraft und Lust,
darin dir gleich zu werden.
Verbanne selbst aus meiner Brust
die Liebe dieser Erden.
Lass Gottes Willen ganz allein
die Richtschnur meiner Schlüsse,
mein einig' Ziel und Speise sein,
die mich erquicken müsse.

Text:
Melodie: Durch Adams Fall ist ganz verderbt