1) Komm, o Sonne meiner Seele,
du, mein Jesu, komm zu mir!
Was ich deiner Hand befehle,
dies mein Herz, verbleibe dir!
komm, und gib uns deinen Strahl,
dass wir hier im Erdental
nach deiner Kindschaft süßen Weisen
deine Gnade mögen preisen!
2) Schau, wie funkeln hoch die Sterne
an der Wölbung von Saphir!
Schau, wir deuten sie von ferne,
was da sei der Seelen Zier,
wenn sie nach erlittner Qual
eingehn in den Himmelssaal,
ihren Heiland zu empfangen,
der dorthin vorausgegangen!
3) Danken will ich dir von Herzen,
o du treuer Friedens-Gott,
dass du mich bewahrt vor Schmerzen,
vor des Teufels List und Spott.
O, wie viel, Herr, kostet's dich,
bis nur e i n Tag freudiglich
einem Sünder kann vergehen!
Das kannst d u allein verstehen.
4) Groß sind deine Gnadengüter,
größer, als ein Mensch bedenkt,
die mir, o getreuer Hüter,
täglich deine Liebe schenkt!
Ja, so weit ich immer seh,
ist's nur eine tiefe See,
draus mir, als aus ew'gen Bronnen,
Gnad' um Gnade kommt geronnen.
5) Herr, nun wasche mich von Sünden,
gib mir einen neuen Geist!
Hilf mir freudig überwinden,
eh' mein Lebensfaden reißt!
Alles, alles mir vergib
und verbrenn's in deiner Lieb'.
Ach, vertilge, was mich quälet,
ach, erstatte, was mir fehlet!
6) Lass dein Auge mich bewahren,
schließ in deine Hand mich ein,
so kann nichts mir widerfahren,
das mir möchte schrecklich sein.
Halt in deiner Gnadenhut
Leib und Seele, Hab und Gut.
Lass auch nicht in bösen Träumen
meines Blutes Quelle schäumen!
7) Gehet nun, ihr matten Glieder,
eilet eurem Lager zu.
Sammelt eure Kräfte wieder
in der sanften Gottesruh'!
Meine Seele, du allein
sollst im Dunkeln wachend sein,
dich der finstern Welt entziehen,
und empor gen Himmel fliehen.
8) Lass im Dunkeln dir nicht grauen,
ob auch Angst ist in der Welt,
denn in jenen Himmels-Auen
Herrscht ein König und ein Held,
der für dich im Grabe lag,
und dann auferstand zum Tag,
welchen keine Nacht umschränket,
und darin er dein gedenket.
9) Nichts hab ich mit dir zu schaffen,
dunkle Nacht, ich fliehe dich.
Jesus legt mir an die Waffen
seines Lichtes gnädiglich.
Fliehe hin, du Erdennot!
Weichet ferne, Sünd' und Tod!
Jesus Christus ist mein Leben,
er will mich zum Himmel heben!